Soziales

Wenn die Blase platzt

Warum zerfällt eine Gesellschaft plötzlich in kleine Gruppen Gleichgesinnter? Letztlich, um Stress zu vermeiden. Für ihre Erklärung haben Wiener Komplexitätsforscher alte Modelle aus Soziologie und Physik neu zusammengeführt.

Am Anfang gab es großen Zusammenhalt. Alle hatten nur ein Thema, schien es, und tauschten sich ständig dazu aus. „Gemeinsam schaffen wir das“, tönte es aus jeder Ecke. Dann kippte die Stimmung. Viele kleine Gruppen verkünden ihre Wahrheiten – und wollen oft gar nicht mehr hören, was andere zu sagen haben.

Was in den vergangenen Monaten in der Diskussion zum Coronavirus passiert ist, passt als Anwendungsbeispiel für ein neues Modell der Wiener Komplexitätsforscher um Stefan Thurner. Nicht unbedingt beabsichtigt allerdings, auch wenn sich Thurner mit seinem Team des Complexity Science Hub Vienna zuletzt intensiv mit der Pandemie und ihren Auswirkungen befasst hat. Mit ihrer Theorie der sozialen Fragmentierung liefern die Wissenschaftler in der aktuellen Ausgabe des Journal of the Royal Society Interface eine breite Erklärung, warum Gesellschaften zerfallen. Der Sukkus: Menschen vermeiden sozialen Stress. Wenn sie, mitbedingt durch digitale Medien, immer mehr Sozialkontakte haben, werden ihnen andere oder gegensätzliche Meinungen irgendwann in Summe zu viel. Die große Blase platzt, kleine Blasen Gleichgesinnter bilden sich.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.