Auch wenn die Regierung beteuert, sie setze auf Freiwilligkeit: Die Massentests werden nicht ohne sozialen Druck über die Bühne gehen, und das Thema Impfpflicht steht im Raum. Was sagen Ethiker dazu?
Das geht mir unter die Haut: Das sagen wir, wenn uns etwas stark bewegt. Auch staatliche Zwangsmaßnahmen erleben wir umso bedrohlicher, je näher sie uns „auf die Pelle rücken“. Wenn Lokale und Läden schließen müssen, nicken wir es eine Zeit lang ab. Stärker sträuben wir uns gegen die Vorstellung, dass die Polizei in unsere Wohnung eindringt. Und am sensibelsten reagieren wir, wenn es um den eigenen Körper geht. Folter gilt als Tabu, selbst wenn sich mit einem erzwungenen Geständnis viele Menschenleben retten ließen. Es schockiert uns, dass man in der DDR Gefangenen unter Zwang Blut abzapfte und es in den Westen verkaufte – auch wenn die Betroffenen den Aderlass weniger schlimm erlebt haben dürften als andere Repressalien. Noch harmloser scheint Impfen zu sein: ein kleiner Stich, man spürt ihn kaum, er hält mich gesund und schützt die anderen. Aber ihn zu erzwingen, weckt diffuses Unbehagen, rabiaten Widerstand.
Was Impfgegner ins Treffen führen, mag irrational sein, ein Produkt aus Filterblasen und Verschwörungstheorien. Aber dahinter steckt eine ernst zu nehmende Intuition: Man nimmt uns die Freiheit, und das geht unter die Haut.