Experte im Interview

Wird Fliegen jetzt wieder etwas Elitäres?

Von Wien-Schwechat über den Mond bis zum Mars: Eine Rundflug in Worten mit dem TU-Professor und Luftfahrtexperten Ernst Pucher über aktuelle und künftige Entwicklungen in der Luftfahrt.

Herr Professor, es liegt auffallend wenig Kerosin in der Luft und in der Ankunftshalle sind Flüge bis in die Abendstunden angezeigt, obwohl es erst Vormittag ist. Wann wird es wieder betriebsamer auf dem Flughafen?

Ernst Pucher: Wenige Kilometer von hier ist es sogar sehr betriebsam, bei der General Aviation. Der Bedarfsflugverkehr hat deutlich zugenommen. Der Individualflug boomt weltweit. Was ebenfalls zunimmt, ist der Flugfrachtverkehr. Davon merkt man hier nur weniger, denn die großen Frachtdrehkreuze liegen woanders, sie heißen zum Beispiel Köln/Bonn oder Leipzig.

Welchen Anteil hat der Frachtverkehr am Flugaufkommen?

Zwischen einem Drittel und der Hälfte, jedenfalls in Vor-Corona-Maßstäben. Was kein hohes Gewicht hat, wird heute überwiegend mit dem Flugzeug transportiert. Auch die Formel 1 reist mit dem Flieger. Schiff und Eisenbahn bleiben hauptsächlich Schwerprodukte wie Eisenerz und Kohle.

In Frachtmaschinen sitzen keine Passagiere und den privaten Jet können sich die wenigsten leisten. Wie geht es mit der Fliegerei für die breiteren Schichten weiter?

Als nächstes kommt das Testen im großen Maßstab, mit Antigentests, die recht schnell gehen. Um die besonders ansteckende Person unter den Reisenden zu finden. Das Pilotprojekt auf der Strecke Wien–Hamburg ist der Startschuss. Aber grundsätzlich folgt die Ausbreitung des Virus strömungstechnischen Grundsätzen: Es geht um Distanz. Das sieht man derzeit ja auch am Umstieg von den Öffis auf den Pkw. Dass in Flugzeugen so eng gepackt wird, ist akzeptiert worden. Bis jetzt.

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