Three Million People Infected With TB In India
Asien

Tuberkulose auf dem Vormarsch

In Südasien hat der Kampf gegen Corona jenen gegen die alte Lungenkrankheit TBC behindert und das Aufflackern dieser Armutskrankheit etwa in Indien begünstigt.

„Nicht spucken!“ steht auf den Pfeilern des Haupttors des Sewri-Krankenhauses im Zentrum der Millionenstadt Mumbai. Trotz der guten Lage erreichten die Mitarbeiter während des coronabedingten Lockdowns heuer in Indien ihren Arbeitsplatz in dem Spital nur schlecht, erinnert sich Lalit Anande, ein kräftiger Mann mit Schnauzbart, zurzeit Leiter dieses größten Spezialkrankenhauses in ganz Asien zur Behandlung Tuberkulosekranker.

Von einem Tag auf den anderen wurden im März die öffentlichen Verkehrsmittel in der Metropolregion Mumbais abgestellt. Corona war in aller Munde, und auch die damit verbundenen Symptome, die teils auch für Tuberkulose typisch sind, etwa Husten. Mittlerweile herrscht wieder reger Betrieb in Sewri, doch das dauerte. Denn zunächst blieben auch die Patienten aus; normalerweise hat man hier etwa 150 Kranke pro Tag. Nie zuvor war es also in dem 1941 gegründeten Spital so ruhig gewesen. Und genau das war für Anande ein Alarmsignal: Denn es bedeutete, dass Tuberkulosekranke keine Behandlung bekommen – und weitere Menschen anstecken können.

Ein Rückgang als Alarmsignal

Tatsächlich meldete die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass in den ersten Monaten der Pandemie um die Hälfte weniger Tuberkulosebetroffene weltweit neu identifiziert worden seien als 2019. Gerade für dicht bevölkerte, tropische Regionen wie Mumbai ist das aber alarmierend. Anande geht davon aus, dass 80 bis 90 Prozent der Menschen dort die Erreger – Bakterien – in sich tragen. Zwar bricht die grundsätzlich weltweit verbreitete Krankheit nur bei fünf bis zehn Prozent der Befallenen aus. Unbehandelt sterben davon aber mindestens die Hälfte. Daher verwundert es nicht, dass in Mumbai aktuell täglich etwa 19 Menschen an Tuberkulose (TBC) sterben. Im vergangenen Jahr waren es landesweit nach Angaben der Regierung 79.000.

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