Atomstreit

Iran: Offenbar ferngesteuerte Waffe bei Anschlag auf Atomforscher

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IRAN-NUCLEAR-SCIENTIST-ATTACK-FURENALAPA/AFP/IRANIAN DEFENCE MINISTRY
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Der führende Wissenschaftler Mohsen Fakhrizadeh sei mit einer Waffe aus Israel erschossen worden, heißt es in einem TV-Bericht. Seine Beerdigung in Teheran wurde vom Staatsfernsehen übertragen.

Aus dem Iran werden nach dem tödlichen Anschlag auf den führenden Atomwissenschaftler Mohsen Fakhrizadeh neue Vorwürfe gegen Israel laut. Bei dem Attentat sei einem iranischen Fernsehbericht zufolge eine israelische Waffe zum Einsatz gekommen. Es seien das Logo und Leistungsmerkmale der israelischen Rüstungsindustrie darauf entdeckt worden, berichtete das englischsprachige „Press TV“ am Montag unter Berufung auf eine ungenannte Quelle.

Die Nachrichtenagentur Fars berichtete am Montag ohne Angabe von Quellen, ein auf einem Pick-up montiertes "ferngesteuertes Maschinengewehr" habe die Schüsse abgegeben. Ein Vertreter des Obersten Nationalen Sicherheitsrates des Iran beschuldigte Israels Geheimdienst sowie im Exil lebende Oppositionelle. 

Der Sekretär des Obersten Nationalen Sicherheitsrates, Ali Shamkhani, sprach in einem von Fars und dem Staatsfernsehen verbreiteten Interview von einer "völlig neuen, professionellen und spezialisierten" Aktion zur Tötung des Forschers. Es sei "elektronische Ausrüstung" eingesetzt worden und es sei "niemand am Tatort anwesend" gewesen. Shamkhani warf der iranischen Exil-Oppositionsbewegung Volksmujaheddin vor, gemeinsam mit dem israelischen Geheimdienst Mossad an dem Angriff beteiligt gewesen zu sein.

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Bereits vor Ausstrahlung des Berichts sagte Israels Geheimdienstminister, Eli Cohen, im Hörfunk, er wisse nicht, wer für die Tötung von Fakhrizadeh verantwortlich sei.

Der Wissenschaftler war am Freitag in einem Auto nahe der Hauptstadt Teheran angegriffen worden und später seinen Verletzungen erlegen. Der Iran warf dem Erzfeind Israel vor, hinter der Tötung Fakhrizadehs zu stecken, und droht mit Vergeltung. In westlichen Staaten und in Israel stand Fakhrizadeh im Verdacht, der Architekt eines verdeckten Atomwaffenprogramms gewesen zu sein. Der Iran bestreitet, nach Atomwaffen zu streben.

Fakhrizadehs Tod könnte in den letzten Wochen der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump den Konflikt mit dem Iran verschärfen. Zugleich dürfte die Ermordung dem designierten neuen Präsidenten, Joe Biden, die Bemühungen erschweren, die Entspannungspolitik aus der Zeit von Trumps Vorgänger, Barack Obama, wiederzubeleben.

Begräbnis in Teheran

Währenddessen wurde Fakhrizadeh am Montag in Teheran beigesetzt. Die Zeremonie wurde vom Staatsfernsehen direkt übertragen. Wegen der Coronakrise durften nur Familienmitglieder des Physikers und hochrangige Generäle an der Beisetzung teilnehmen.

Die Täter wurden noch nicht identifiziert, aber die iranische Führung macht "hiesige Söldner" der USA und Israels für den Anschlag verantwortlich. "Unsere Feinde wissen, dass kein Verbrechen im Iran unbeantwortet und unbestraft bleiben wird", sagte Verteidigungsminister Amir Hatami in der Trauerrede. Auch sollten die "Terroristen" wissen, dass der Märtyrertod im Iran eine Ehre sei. Der tödliche Anschlag werde den Fortschritt des iranischen Atomprogramms nicht stoppen, da Fakhrizadehs Weg "noch konsequenter" von iranischen Wissenschaftern fortgesetzt werde.

Für die Ermordung des Atomphysikers fordern die Hardliner im Land Rache. Ihr Sprachrohr, die Tageszeitung "Kayhan", verlangt gar einen militärischen Angriff auf die israelische Hafenstadt Haifa. Präsident Hassan Rouhani jedoch warnt vor einer drastischen Reaktion, da die Attentäter genau dies bezwecken wollten, um einen neuen Konflikt mit dem Iran zu provozieren.

(APA/Reuters/dpa)

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