Informationskontrolle

Wie China den Ursprung des Virus verschleiern will

Schweineköpfe, -haxen und Tiefkühllachs: Chinas Staatsmedien machen importierte Lebensmittel für die jüngsten Infektionsausbrüche verantwortlich – und spekulieren darüber, dass der Ursprung des Coronavirus im Ausland liegt.

Wie umfassend die staatliche Informationskontrolle in China greift, lässt sich dieser Tage ganz besonders anschaulich verfolgen: Zu Beginn des Monats veröffentlichten Wissenschaftler aus Mailand eine umstrittene Studie, die belegen soll, dass das Coronavirus bereits im September in Italien gewütet habe. Seither posaunen Chinas Staatsmedien praktisch täglich die Botschaft hinaus, das Virus stamme aus dem Ausland.

„Hier ist ein Beweis, warum Covid wahrscheinlich nicht in China begonnen hat“, twitterte beispielsweise Peijin Zhang vom Propagandasender CGTN. Und die Volkszeitung, offizielles Organ der Kommunistischen Partei, behauptet ebenfalls, alle Hinweise würden auf einen Ursprung aus dem Ausland deuten. Dass die italienischen Autoren der Studie einer solchen Botschaft vehement widersprechen, wird im öffentlichen Diskurs der Volksrepublik vollständig verschwiegen. Ausländische Webseiten, die darüber berichten, sind in aller Regel in China gesperrt.

Fakt ist: Empirisch ist der Ursprung von Corona tatsächlich noch nicht erfasst. Möglicherweise wird er das auch nie, schließlich ist es eine Sisyphos-Aufgabe, herauszufinden, von welchem konkreten Tier der Lungenerreger erstmals auf den Menschen übergesprungen ist. Beim zunächst vermuteten Ursprungsort in Wuhan – dem Huanan-Wildtiermarkt – haben die Behörden zudem sämtliche Virusspuren vernichten lassen.

WHO-Delegation startet Suche nach Ursprung in Wuhan

Dennoch wird sich bald eine WHO-Delegation der Ursprungsfrage widmen, ihr erster Stopp wird Wuhan sein. Dabei ist weder zu erwarten, dass die chinesische Staatsführung den ausländischen Wissenschaftlern uneingeschränkten Zugang geben wird, noch dass diese offen Kritik an der anfänglichen Intransparenz Pekings üben werden. Denn innerhalb der akademischen Gemeinschaft weiß man nur allzu gut um die Spielregeln: Wer gegen China Tacheles redet, der steht schon bald vor verschlossenen Türen. „Es wird entscheidend sein, dass die Ermittler eine kollaborative Beziehung mit Regierungsbeamten in China etablieren“, umschreibt es die Virologin Angela Rasmussen von der New Yorker Columbia-Universität in einem Interview mit dem Fachmagazin „Nature“.

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