Stadtbild

Zwischen Hoffen auf Wunder und Abrissbescheid

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Wien Mitte: ein letzter Rest des Bahnhofs Hauptzollamt – und was damit (nicht) geschieht.

Es ist ja nicht so, dass Wiens Mitte genau dort läge, wo die Fahrpläne der ÖBB seit den 1970ern den Bahnhof Wien Mitte ausweisen. Aber so peripher ist dieses Wien Mitte wiederum nicht, dass niemand wahrnehmen würde, was sich dort stadtbildlich begibt.
Von Übersehbarkeit kann ohnehin am allerwenigsten die Rede sein: Nur allzu unübersehbar ragt das bauliche Geschehen an den stadtseitigen Enden von Landstraßer Hauptstraße und Marxergasse gen Himmel. Shoppingmall, Justizzentrum, dazu ein gemischter Bürokomplex namens Citypoint ballen sich zu einem urbanen Totalschaden, als gelte es, ein Worst-Case-Szenario zeitgenössischer Architektur in Beton, Glas und Armierungsstahl zu materialisieren.
Freilich, nicht nur der Gegenwart, auch der Vergangenheit wird an nämlichem Ort übel mitgespielt. Welchem Schnellbahnnutzer wäre das kleine – und übrigens denkmalgeschützte – Gebäude entgangen, das sich, letzter Rest des ehemaligen Bahnhofs Hauptzollamt, an der Adresse Untere Viaduktgasse 4a in unsere Zeit gerettet hat?
Nun ja, gerettet schon, doch: zu welchem Zweck? Mit einer unbeirrbaren Konsequenz, wie man sie sich in anderer Angelegenheit nur wünschen könnte, lassen die Verantwortlichen des Eigners, der ÖBB Infrastruktur AG, das bescheidene Gemäuer seit Jahrzehnten alle bekannten Stadien des Verfalls durchlaufen: von den schmutzig eingetrübten Fenstern ersten Verlassenseins über eingeschlagene Scheiben und Verputzgebröckel bis zu den Verschlägen aus Holzfaserplatten, die sich derzeit – und schon seit Längerem – schützend vor Maueröffnungen stellen.
Was jetzt noch kommen kann? Vielleicht ein Weihnachtswunder. Sehr viel wahrscheinlicher freilich irgendwann ein Abrissbescheid wegen Einsturzgefahr . . .

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