Covid-19

Großbritannien genehmigt als erstes Land Coronaimpfstoff von Pfizer-Biontech

Archivbild: Eine Mitarbeiterin bei einem Impf-Training in einem britischen Spital.
Archivbild: Eine Mitarbeiterin bei einem Impf-Training in einem britischen Spital. (c) REUTERS (LEE SMITH)
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Großbritannien hat am Mittwoch die EU und die USA überholt: Das Land lässt den neuen Impfstoff gegen das Coronavirus zu. Die Biontech-Aktie schnellt wie zuletzt die Papiere der ganzen Impfstoffbranche hoch.

Die britische Aufsichtsbehörde für Arzneimittel hat nach Angaben des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners, Pfizer, eine Notfallzulassung für deren Corona-Impfstoff BNT162b2 erteilt. Damit bekommen die Briten früher grünes Licht für einen Impfstoff als die EU und die USA. Zudem ist es die erste Zulassung für BNT162b2 weltweit.

Die ersten Lieferungen sollen schon in wenigen Tagen im Vereinigten Königreich eintreffen, teilten beide Unternehmen am Mittwoch mit. „Die erste Notfallzulassung für einen Covid-19-Impfstoff ist ein bahnbrechender wissenschaftlicher Meilenstein“, hieß es. „Der Impfstoff wird ab nächster Woche in ganz Großbritannien erhältlich sein“, sagte Gesundheitsminister Matt Hancock.

20 Millionen Menschen können geimpft werden

Biontech und Pfizer haben mit Großbritannien eine Lieferung von insgesamt 40 Millionen Impfstoffdosen für Dezember und im kommenden Jahr getroffen. Mit den 40 Millionen Impfstoffdosen können 20 Millionen Menschen geschützt werden - das Mittel muss zweimal verabreicht werden. Großbritannien hat knapp 67 Millionen Einwohner. Nach Angaben des Londoner Gesundheitsministeriums hilft das Militär bei der Logistik.

Das Impfkomitee werde entscheiden, welche Menschen zuerst geimpft werden sollen, sagte Hancock. Aller Voraussicht nach dürften das Bewohner von Alters- und Pflegeheimen sowie Beschäftigte im Gesundheitsbereich sein. "Es kommen immer wieder aufregende Neuigkeiten, aber das ist wirklich bedeutsam", sagte Danny Altmann, Professor für Immunologie am Imperial College London. Nur elf Monate nach der Entdeckung des Virus gebe es nun ein effektives Mittel zur Bekämpfung. "Das ist wirklich heldenhaft."

Damit erzielt das Pharmazie-Forschungsgespann einen Etappensieg im Wettrennen mit anderen Impfstoffentwicklern. Das Rennen um den Coronaimpfstoff sorgt auch an der Börse für gehörige Ausschläge. Die Aktie von Biontech schnellte am Mittwochfrüh gleich um knapp zehn Prozent hoch. Am Vortag war das Wertpapier des Hauptkonkurrenten, Moderna, zweistellig gestiegen, ehe es am Abend stark einbrach, um dann am Mittwochfrüh wieder anzuziehen. Neben den Aktien der Impfstoffentwickler profitieren auch solche von Produzenten, Zulieferern und Logistikern.

Hohe Wirksamkeit

Für den Biontech-Pfizer-Impfstoff ergaben umfangreiche Testreihen nach Angaben der Unternehmen eine Wirksamkeit, die einen 95-prozentigen Schutz vor der Krankheit Covid-19 bietet. Der Impfstoff funktioniere über alle Altersgruppen und andere demografische Unterschiede hinweg ähnlich gut und zeige praktisch keine ernsten Nebenwirkungen, teilten die Firmen nach Abschluss letzter Analysen mit. Der Impfschutz bei Menschen, die über 65 Jahre alt sind, liege bei über 94 Prozent.

Diese positiven Ergebnisse beziehen sich auf den Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung. Inwiefern der Impfstoff auch vor der Infektion und einer möglichen Weitergabe des Virus schützt, ist noch nicht klar.

Europäische Behörde prüft im Dezember

Auch die europäische Arzneimittelagentur (EMA) will noch im Dezember über eine Zulassungsempfehlung für den Impfstoff von Biontech und Pfizer entscheiden. Bis spätestens 29. Dezember soll ein Ergebnis der Prüfung vorliegen, teilte die Agentur am Dienstag mit. Sollte die EMA grünes Licht geben, könnte das eine Verwendung des Impfstoffs in der EU noch vor Jahresende ermöglichen.

Clemens Auer, Sonderbeauftragter des österreichischen Gesundheitsministeriums und Co-Vorsitzender der Einkaufsgemeinschaft der 27 EU-Staaten, erklärte, die EMA gehe bei der Sichtung und Bewertung der Unterlagen sorgfältig vor; es bestehe kein Grund, die Zulassungsbehörde unter Druck zu setzen. "Wir sind in Österreich jedenfalls bereit, im Jänner in den Alten- und Pflegeheimen mit den BewohnerInnen sowie deren Pflegepersonal sowie und in den Krankenanstalten mit dem Gesundheitspersonal mit der Ausrollung der ersten Impfungen zu beginnen", so Auer am Mittwoch in einer schriftlichen Stellungnahme.

(APA/Reuters/dpa/Red.)

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