Macht des Designs

Diversitätsexpertin: "Stereotype machen blind"

Diversität. Maryam Laura Moazedi lehrt an der Uni Graz und der FH Salzburg.
Diversität. Maryam Laura Moazedi lehrt an der Uni Graz und der FH Salzburg.beigestellt
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Diversitätsexpertin Maryam Laura Moazedi über die gestalterische Macht des Designs und wie man marginalisierte Gruppen ästhetisch in die Mitte der Gesellschaft rückt.

Vor lauter Bildern im Kopf nimmt man sie gar nicht mehr wahr: Jene Bilder, die man selbst vor Augen hat. Dass etwa die Älteren in der Gesellschaft längst nicht mehr so ausschauen und ausschließlich tun, was sie in manchen Kinderbüchern und anderen längst überholten Vorstellungen noch getan hätten. Vor sich herschaukeln im Schaukelstuhl etwa, im besten Fall vielleicht noch stricken oder auf der Parkbank sitzen. Doch Stereotype sind wie Kletten. Man kriegt sie ganz schwer wieder los, das weiß auch die Diversitätsforscherin Maryam Laura Moazedi aus Graz. Die vorgefertigten Bilder, mit denen man der Welt begegnet und den Menschen in ihr, sind mächtig und überall. Auch weil die Gestalter sie ständig reproduzieren, mit den Produkten, Bildern und Designs, die sie entwerfen. Schließlich sind die Designer selbst groß geworden in einer Gesellschaft, die durchzogen ist von  Klischees wie ein Teppich von Fäden. Und das sei der "Teufelskreis", den man unterbrechen müsse, meint Moazedi. Gerade das Design sei dazu in der Lage. Indem es empathisch und gestalterisch interveniert in der Welt der starren Muster. Der Auftrag an das Design müsste lauten: Schafft neue Bilder. Mit Produkten und Entwürfen, die ästhetisch auch keine Gruppe ausschließen oder implizit entwerten.

Design, das stereotype Bilder produziert oder die Gesellschaft, die stereotypes Design produziert, was war zuerst?
Das ist genau der Teufelskreis. Als Gestalter, Kreativer und Designer wird man ja genauso beeinflusst und geprägt von diesen Bildern. Und deshalb verschärfen die Gestalter mitunter die Bilder, die sie mit ihren Produkten mitzeichnen, manchmal noch. Dabei wäre es die Aufgabe, gerade mit diesen Bildern zu brechen. Wie etwa auch beim Thema Alter. Gerade dieses wird in der Forschungsliteratur als eines besprochen, das besonders stark wirkt, weil wir unsere Bilder dazu schon sehr früh lernen. Und dabei ist die Gefahr, dass, wenn wir selbst alt sind, wir uns einfach in diese gewohnten stereotypen Muster und Rollen fügen. Weil wir sie im Laufe des Lebens längst geschluckt und akzeptiert haben.

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