Lockdown-Lockerungen: Museen sperren auf, Kinos bleiben zu

Private Views im MAK: Online-F�hrungen geben Einblick in neue, ab Ende des Lockdowns zug�ngliche Ausstellungen
Private Views im MAK: Online-F�hrungen geben Einblick in neue, ab Ende des Lockdowns zug�ngliche Ausstellungen(c) MAK (Georg Mayer)
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Museen, Bibliotheken und Buchhandlungen dürfen ab 7. Dezember wieder öffnen. Kinos, Theater, Oper- und Konzerthäuser bleiben geschlossen.

"Wir Menschen brauchen auch geistige und kulturelle Nahrung - ich bin froh, dass wir das zumindest in diesem Bereich wieder ermöglichen können", sagte Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) am Mittwoch. Ab Montag wird diese geistige und kulturelle Nahrung zumindest teilweise wieder zugänglich: Museen, Bibliotheken, Büchereien und Archive dürfen ab 7. Dezember wieder öffnen. Pro Besucher müssen mindestens zehn Quadratmeter zur Verfügung stehen, dabei besteht auch die Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Veranstaltungen sind jedoch bis inklusive 6. Jänner weiter untersagt. Dies sei "schmerzlich", so Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).

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Buchhandlungen dürfen ebenso wie Galerien ab Montag wieder aufsperren - mit den für den restlichen Handel geltenden Restriktionen. Erst ab 7. Jänner können Kultureinrichtungen und Kinos wieder öffnen. "Wir wissen, dass das hart ist", sagte der für Kultur zuständige Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) bei der Pressekonferenz, und dankte den Kulturschaffenden für ihr Verständnis. "Wir wollen nicht unter den Tisch fallen lassen, dass Kunst und Kultur auch ein essenzieller Bestandteil des Lebens sind."

Proben bleiben erlaubt

Bei der Wiederöffnung von Kinos, Theatern, Oper- und Konzerthäusern soll es "Einschränkungen abhängig vom Infektionsgeschehen" geben. Über diese soll Mitte Dezember eine Zwischenevaluierung erfolgen, bei der dann auch die weiteren Details festgelegt werden sollen. Wie schon bisher erlaubt bleiben "Proben und künstlerische Darbietungen ohne Publikum, die zu beruflichen Zwecken erfolgen".

„Ich bedaure das sehr, es sind aber nach wie vor leider notwendige Maßnahmen. Die Bundesregierung wird alles daran setzen, möglichst bald einen weiteren Ausblick geben zu können, um auch den Veranstaltern, den Theater, Opern- und Konzerthäusern einen Planungshorizont für 2021 geben zu können", so die Kulturstaatssekretärin.

"Bereicherung in belastender Zeit"

Für ICOM Österreich, das Österreichische Nationalkomitee des Unesco-assoziierten International Council of Museums, freute sich Präsidentin Bettina Leidl: "Gerade jetzt bieten Museen die Gelegenheit, sich während der Weihnachtsfeiertage sinnliche, emotionale und ästhetische Erlebnisse zu holen. Ich freue mich, dass die Museen in der Pandemie einen wesentlichen Betrag für die Gesellschaft leisten können!" Museen seien "Orte der Auseinandersetzung, für die wir uns Zeit nehmen sollten. Austausch, Information, Wissenserweiterung, politische Bildung, Erinnerung, Gedenken und vor allem die Freude am Kennenlernen von etwas Anderem - Themen, Orten, Dingen, Geschichten und Menschen."

Ähnlich Ingried Brugger, die Chefin des Bank Austria Kunstforum in Wien: "Ich freue mich natürlich riesig, nämlich aus mehrerlei Gründen: Erstens, weil es für mich unverständlich geblieben wäre, wenn Museen und Ausstellungshäuser geschlossen hätten bleiben müssen, während Shopping-Center besucht hätten werden können. Die Fähigkeit der Politik, endlich zu differenzieren, ist durchaus erfreulich. Zweitens, weil es lässig ist, dass wieder Menschen unsere Richter-Ausstellung sehen werden können; und die von Herta Müller, die wir kommende Woche eröffnen werden. Drittens, weil sich auch mein Team freut, das alle erdenklichen Präventiv-Maßnahmen verinnerlich hat und verbessern wird, um einen ebenso inspirierenden wie tröstenden und sicheren Ausstellungsbesuch zu ermöglichen", so Brugger.

"Ich freue mich sehr, dass die Österreichische Nationalbibliothek ihre Lesesäle und Museen wieder öffnen darf", ließ Generaldirektorin Johanna Rachinger wissen. "Und ich denke, dass die kulturinteressierte Öffentlichkeit ebenso erfreut ist. Gerade in einer für viele belastenden Zeit sind Orte wie Bibliotheken und Museen eine große Bereicherung für viele Menschen."

Ernüchterung bei Theatern

Wenig Freude herrscht dagegen bei den Theatern, die erst am 7. Jänner wieder aufsperren dürfen. "Angesichts der Infektionszahlen, die noch immer sehr hoch sind, ist die Verlängerung für uns voraussehbar gewesen. Wir hatten mit Beginn des zweiten Lockdowns gesagt, dass wir die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie als Theater mittragen. Wir wollen auf keinen Fall in einer Wellenbewegung von einem Lockdown zum nächsten schlittern. Das will sowieso niemand, und unsere Regierung muss das jetzt verlässlich in den Griff bekommen", meinte Burgtheater-Direktor Martin Kusej. "Nachdem die Politik inzwischen sagt, dass die Entwicklung nun besser einzuschätzen ist, muss auch das Datum für eine Wiedereröffnung der Theater festgelegt werden. Wir brauchen als Theater und Kulturveranstalter Vorlauf und Gewissheit für Planung und Vorbereitung, d. h. dieser Termin muss haltbar sein. Unsere Präventionskonzepte sind sehr gut durchdacht und ausgefeilt, sodass wir damit öffnen können und hier nicht nachjustiert werden muss. Das Publikum war bisher fantastisch und äußerst diszipliniert - von unserer Seite her ist alles dafür vorbereitet, dass wir mit Freude, Kreativität und Spaß wieder Vorstellungen spielen können. Und wir möchten vor allem gerne jene Premieren zeigen, an denen das Burgtheater seit Wochen mit aller Kraft gearbeitet hat."

Der neue Volkstheater-Direktor Kay Voges, der seinen Auftakt im frisch sanierten Haus für den 8. Jänner angesetzt hat, zeigt sich vorsichtig optimistisch: "Für uns wäre der 7. Jänner natürlich eine Punktlandung. Wir müssen jedoch die endgültige Entscheidung und die damit verbundenen Maßnahmen abwarten. Bis dahin arbeiten wir weiterhin an unseren geplanten Projekten und freuen uns auf unser Eröffnungsprogramm."

"Geschieht nichts, um Schäden im Kulturbetrieb abzuwenden"

Deutlich kritischere Worte fand Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG Autorinnen Autoren: "Weiter zu, wieder offen - das Szenario für die Kunst und Kultur beginnt sich zu wiederholen. Kunst und Kultur wurden - ausgenommen Bibliotheken und Büchereien - mit dem ersten Einstieg in den zweiten Lockdown geschlossen und kehren beim Ausstieg aus dem zweiten Lockdown gemeinsam mit den Museen und Galerien wieder ins öffentliche Leben zurück. Für alle anderen im Kunst- und Kulturbereich zeichnet sich eine wenig erfreuliche Perspektive für viele kommende weitere Wochen ab." Es sei zu befürchten, dass die Zahlen aufgrund der Handels- und Schulöffnungen hoch bleiben und nach einiger Zeit eher wieder steigen werden. "So verständlich es ist, dass man nicht tatenlos zusehen kann, wie das Weihnachtsgeschäft ruiniert wird, so unverständlich ist es aber andererseits auch, geschieht nichts, um Schäden im Kunst- und Kulturbetrieb abzuwenden." Eine Öffnung der Kunst- und Kulturbetriebe sei wohl kein größeres Gesundheitsrisiko als die Öffnung des Handels für das Weihnachtsgeschäft.

(APA)

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