Lockerung

Lockdown-Kurs nach dem Prinzip des Durchlavierens

Lockerung trotz weiterhin hoher Infektionszahlen: Die Regierungsspitze vertraut auf ihr Bauchgefühl – großes Lob darf sie dafür nicht erwarten.

Mehr als 4000 Neuinfektionen und 121 Todesfälle sind von Dienstag auf Mittwoch registriert worden. Beides sind international gesehen hohe Zahlen, beides würde auch gut als Begründung für einen Lockdown herhalten können. Österreich geht jetzt aber den gegenteiligen Weg: Der Lockdown wird zwar nicht, wie von Gesundheitsminister Rudolf Anschober noch vor wenigen Tagen angekündigt, beendet, aber doch deutlich zurückgefahren. Auch dafür gibt es ein gutes Argument: Die Tendenz zeigt in die richtige Richtung, die Zahlen gehen zurück, wenn auch nicht ganz so schnell wie erhofft.

Handelt die Regierung richtig? Viel Lob für die Entscheidung wird es vermutlich nicht geben. Das liegt an der Polarisierung der Gesellschaft in dieser Frage: Den einen können die Restriktionen nicht streng genug sein, sie würden für einen strikteren Kurs auch Kollateralschäden – vom wirtschaftlichen Crash bis zu schweren psychischen Folgen für einzelne – eines langen Lockdowns in Kauf nehmen. Die anderen halten das Virus immer noch für eine etwas schlimmere Grippe und wollen normal weiterleben– mit dem Risiko, dass das Gesundheitssystem kollabiert. Ein pragmatischer Kurs des Durchlavierens, den die Regierung jetzt eingeschlagen hat, kann es beiden Seiten nicht recht machen.

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