Randerscheinung

Home-Schooling kann gefährlich sein

Carolina Frank
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Aber sonst profitiere ich ja vom Distance Learning ganz beträchtlich.

Wir ahnten ja schon, dass Home-Schooling mühsame Seiten hat. Aber wie gefährlich es sein kann, davor hat niemand gewarnt. Da hat der Jüngste neulich in der Früh Computerprobleme, irgendetwas funktioniert beim Ton von Teams nicht, er ruft nach rascher Hilfe, damit er um acht Uhr den Unterrichtsbeginn nicht verpasst, mein Mittlerer und ich kommen also direkt aus den Badezimmern angelaufen... Nur so viel: Man sollte darüber nachdenken, was man anhat (vor allem was nicht), wenn man ein Kinderzimmer betritt, in dem einen 25 fremde Augenpaare anschauen.  
Das gilt übrigens auch umgekehrt: Ich habe beim zeitweiligen Zuhören beim Online-Unterricht den Eindruck, die Lehrenden sind sich sehr, sehr bewusst, dass auf der anderen Seite nicht nur ihre Schülerinnen und Schüler zuhören (könnten). Und noch ein Hinweis: Falls der Haussegen einmal schief hängt, so streiten, dass die Teams-Mikros davon nichts mitbekommen.

Sonst profitiere ich ja vom Distance Learning ganz beträchtlich. Ich habe das erste Mal seit der dritten Klasse Gymnasium, ab der wir einen Taschenrechner benutzen durften, wieder schriftlich dividiert. So mit "bleibt drei Rest, nächste Stelle herunter...". Und mir wurde "Klammer vor Punkt vor Strich" wieder ins Gedächtnis gerufen. Um es allen Bildungspolitikern klar zu sagen: Ich habe das tatsächlich kein einziges Mal mehr in meinem Leben gebraucht. Außerdem hatte ich noch eine ausführliche Biologiesession: Wie das mit Zellen, Geweben und Organen so ist, weiß ich jetzt wieder, auch, wie ein Knochen aufgebaut ist. Die Englisch-Vokabel sitzen im Großen und Ganzen, auch das mit der Bildgeschichte bringe ich ganz passabel hin. Bis zum Ende des Lockdowns dauert sie jedenfalls noch, meine Bildungskarenz.

("Die Presse - Schaufenster", Print-Ausgabe, 27. 11. 2020)

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