Nachruf

Valéry Giscard d'Estaing: Frankreichs unverstandener Liberaler

Valéry Giscard d'Estaing
Valéry Giscard d'EstaingReuters
  • Drucken

Er setzte in seiner Amtszeit wichtige Gesellschaftsreformen um und galt als überzeugter Europäer. Und doch hielt sein Bild eines fortschrittlichen Präsidenten der französischen Realpolitik nicht stand. Jetzt ist Giscard d'Estaing nach einem langen bewegten Leben verstorben.

Er war am Ende der De-Gaulle-Ära und im Gefolge des Mai 68 als Modernisierer der französischen Gesellschaft und Wirtschaft angetreten. Seine liberalen Zielsetzungen entsprachen 1974 vielen Erwartungen, ihre Umsetzung aber stieß dann auf hartnäckigen Widerstand. Letztlich blieb Valéry Giscard d'Estaing bis zu seinem Tod unverstanden und trotz seiner Bemühungen um Volksnähe unpopulär. Der „Giscardismus“ gilt in Frankreich als politisches „UFO“. Letztlich blieb seither „liberal“ in Frankreich ein Schimpfwort.

Mit 48 Jahren wurde Giscard 1974 der jüngste Staatschef der von Charles de Gaulle als Präsidialsystem eingerichteten Fünften Republik. Wie sein Vorbild Kennedy mit seiner Abkürzung JFK ließ er sich gern in den Medien VGE nennen. Diesen Kurznamen behielt er wie ein politisches Markenzeichen bis zu seinem Tod. Nach nach den langen Jahren der Herrschaft von General de Gaulle und dessen Nachfolger Georges Pompidou und seit der Jugendrevolte des Mai 68 herrschte in Frankreich Bedarf an Modernisierung.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.