Vierhändig. Timo Nau und Carmen Deisinger kreierten das Möbellabel.
Holz

Betten, die zur Ruhe kommen

Auch das Holz hat so seine Phasen. Designer Timo Nau und Carmen Deisinger begleiten es handwerklich und gestalterisch bis in die Schlafzimmer der Menschen.

Manche Räume warten nur mehr auf das Bett, dann sind sie komplett. Die Wand hat oft schon seine Farbe, die Deko-Elemente stehen und hängen an ihrem Platz. Doch das wichtigste „Bild“ von allen liefern Timo Nau und Carmen Deisinger meist persönlich. Nachdem es ebenso ganz persönlich verpackt wurde. Und mitunter sogar individuell auf Wünsche zugeschnitten. Es ist das Bett. „Manchmal hätte ich dann gern einen professionellen Fotografen dabei, so schön und stimmig schaut das aus“, sagt Nau. Gemeinsam mit seiner Partnerin hat er schon sechs Bettmodelle entworfen und ausgeklügelt. Sie tragen Namen, die schon etwas verraten: von den Qualitäten der Gestaltung und des Materials. Ein bisschen verklausuliert natürlich. Das Bett „Heiter bis Wolkig“ etwa wellt sein Haupt mit weichem Wollfilz da­­rüber. Die Modelle „Anno“ und „Dazumal“ hingegen verweisen ganz unnostalgisch zurück: auf Zeiten, in denen Handwerk und Holz die logische Antwort waren – auf Grundbedürfnisse wie Schlafen. Oder vor allem: ausgeschlafen aufwachen.

Fingerfertig. Manche Prozesse im Bettenbau ließen sich gar nicht so gut industrialisieren. 
Fingerfertig. Manche Prozesse im Bettenbau ließen sich gar nicht so gut industrialisieren. beigestellt

Baumbiografien. Sogar das Label, das sich Nau und Deisenberger für ihre Entwürfe und ihren handwerklichen Zugang selbst geschnitzt haben, das sich über all ihre Ideen und Entwürfe spannt, können sie inhaltlich begründen: „Aist“. Eigentlich ja ein Toponym. Deisenberger kommt aus dem Mühlviertel in Oberösterreich. Dort kann man auch „ob der Aist“ aufwachsen, in Wartberg. Doch nicht alles lassen die Designer die Produktnamen erzählen. Das Holz selbst hat dann fast noch bessere Geschichten: Die Partnertischlerei von Aist sucht sein Material nicht im üblichen Holzhandel, sondern die Bäume und ihre Qualitäten sorgfältig aus. Je nachdem, was daraus werden soll später. Und beim Modell „Anno“ hat Holz überhaupt noch einen zweiten Erzählstrang: Timo Nau und Carmen Deisenberger applizieren es in ungewöhnlicher Form – als Schindeln ans Betthaupt. In Bad Reichenhall spaltet sie Harald Rapold schon in dritter Generation. Und er weiß: Man muss selbst in den Wald, um den geeigneten Schindelbaum zu finden. 500 Meter Seehöhe, Südhang, leicht linksdrehende Wuchsrichtung – ideal, um Schindeln da­raus zu machen. Aist schreibt diese Baumbiografie mit Designdrall im Schlafzimmer weiter. Gerade Schindeln, sagt Timo Nau, seien prädestiniert, um Handwerk auch wirklich Handwerk sein zu lassen: „Man kann sie eigentlich nur händisch bear­beiten, säubern, bürsten, glätten, ölen.“ Bevor sie in drei Lagen auf das Betthaupt kommen.

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