Solche pandemische Zeiten hat das "Florian" in Venedig vermutlich noch nie gesehen. Immerhin: Die Institution ist 300 Jahre alt.
Italienische Gastrolegende

Das Florian: Venedigs Caffè-Legende

Das Caffè Florian ist weit mehr als ein elegantes Kaffeehaus in bester venezianischer Lage am Markusplatz. Es ist ein lebendiges Museum mit reicher Historie, um das sich zahllose Mythen und Anekdoten ranken. Im Dezember wurde es 2020 biblische 300 Jahre alt. Nun warten Gäste, bis sich Corona wieder verzieht...

Am Interieur hat sich fast nichts verändert.Das Florian sieht auch in Coronazeiten so aus, wie es Goethe und Hemingway gesehen haben.
Am Interieur hat sich fast nichts verändert.Das Florian sieht auch in Coronazeiten so aus, wie es Goethe und Hemingway gesehen haben.APA/AFP/ANDREA PATTARO

Für einen guten Espresso muss immer Zeit sein. Vor allem in Italien. Und selbst wenn man gerade aus dem Gefängnis ausgebrochen und auf der Flucht ist. Denn glaubt man der Erzählung, war der berühmt-berüchtigte Frauenheld Giacomo Casanova einst aus seiner Bleikammer auf dem Dach des Dogenpalasts getürmt, legte aber selbst in dieser brenzligen Situation noch einen Zwischenstopp ein: auf einen Kaffee auf dem Markusplatz im nahe gelegenen Caffè Florian. Dies ist nur eine der zahlreichen Legenden und Anekdoten aus den vergangenen Jahrhunderten, die sich um das womöglich älteste noch geöffnete Caffè der Welt ranken.
Auf den rot samtenen Bänken und Stühlen saßen schon viele illustre Persönlichkeiten. Jean-Jacques Rousseau, Goethe natürlich, Lord Byron. Ernest Hemingway trank hier am liebsten Rotwein. Gina Lollobrigida stattete dem Caffè gern während der Filmfestspiele auf dem Lido einen Besuch ab. Aber auch heutzutage kann es passieren, dass Prominenz am Nachbartisch sitzt, Salma Hayek etwa, die hier vor zwei Jahren ihren Geburtstag gefeiert hat. Längst ist das Kaffeehaus in bester venezianischer Lage zur Legende geworden. Eine langzeitüberlebende Institution, die in diesem Jahr ihren 300. Geburtstag feiert – ein Museum im täglichen Caffè-Betrieb, das mit Stefano Stipitivich sogar einen eigenen künstlerischen Direktor hat.

Triumphierendes Venedig

Am 29. Dezember 1720 eröffnete Floriano Francesconi ein Caffè in den Procuratie-Nuove-Arkaden, damals noch unter dem Namen Alla Venezia Trionfante, zu Deutsch „Triumphierendes Venedig“. Kaffee war damals gerade große Mode in der Stadt, nachdem ein Venezianer 1638 Kaffee aus Ägypten in die Lagunenstadt gebracht hatte. Das erste Kaffeehaus eröffnete 1683. „Es war sehr populär, jeder wollte Kaffee trinken“, sagt Stipitivich. „Anders als Wein machte Kaffee wach, die Intellektuellen tranken ihn, um sich besser zu konzentrieren.“ Die Zahl der Cafés sei damals auf etwa 200 in der gesamten Stadt begrenzt worden.
Etwas Außergewöhnliches war ein neues Kaffeehaus selbst vor 300 Jahren nicht. Doch der Besitzer des Alla Venezia Trionfante soll eine schillernde Persönlichkeit gewesen sein – und das zog zahlreiche Künstler, Adlige und die Intellektuellen der Lagunenstadt an. Irgendwann war das Caffè, in dem heutzutage vor allem Touristen aus der ganzen Welt dem Mythos nachspüren, einfach unter dem Namen Florian's bekannt.

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