Ausbildung

Wie man Mädchen für Mathematik motiviert

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Mädchen scheuen immer noch technische Fächer. Ökonomen untersuchen, woran das liegt.

Wien. Die Zahl der Arbeitslosen steuert auf eine halbe Million zu. Gleichzeitig tun sich viele Unternehmen schwer, gutes Personal zu finden. „Wir haben in der Industrie und in der Wirtschaft einen eklatanten Fachkräftemangel“, sagt Therese Niss, Vorständin der Mitterbauer Beteiligungs AG und ÖVP-Abgeordnete zum Nationalrat. Daran würden auch Schulungen wenig ändern, sagt Martin Kocher, Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS): „Es ist eine völlige Illusion zu glauben, dass man aus den Personen, die jetzt arbeitslos geworden sind, Computertechniker oder Mathematiker machen kann.“ Der Großteil komme aus Tourismus und Gastronomie. Entscheidend sei, dass man relativ früh beginne, Kinder für mathematisch-technische Fächer zu interessieren. Vor allem Mädchen, die nach wie vor wenig Interesse an den Mint-Bereichen zeigen.

Mädchen tendierten dazu, sich zu unterschätzen, vor allem in den stereotypisch männlichen Mint-Bereichen, sagt Kerstin Grosch, Verhaltensökonomin am IHS, die gemeinsam mit der Beratungsfirma Fehr Advice in einer Studie die Gründe für diesen „Interessen-Gap“ untersucht hat. Außerdem würden Mädchen trotz gleicher Leistung weniger gern als Buben in den Wettbewerb eintreten. „Die Präferenzen werden sehr früh geprägt.“ Mit dem Schuleintritt würden die Interessen von Mädchen und Buben auseinandergehen. Internationale Tests wie Pisa zeigten aber, dass es je nach Land große Unterschiede gibt. Österreich gehöre zu jenen Ländern, in denen die geschlechtsspezifischen Unterschiede „leider sehr stark ausgeprägt“ sind, sagt Grosch.

Unterschied verringern

Mit „digitaler Intervention“ lasse sich der Unterschied in den Interessen zwischen Buben und Mädchen verringern. Das IHS und Fehr Advice haben untersucht, wie sich der Einsatz eines digitalen Lernspiels auf die Interessen der Schülerinnen und Schüler auswirkt. Getestet wurde das Spiel „Robitopia“ an 40 Volksschulen in Oberösterreich und Wien, teilgenommen haben 1133 Kinder aus der dritten Klasse Volksschule. Die Untersuchung habe gezeigt, dass das Spiel bei Mädchen Selbstbewusstsein und Freude am Wettbewerb gesteigert habe und somit das Interesse an technischen Fächern, sagt Grosch. Das Programm soll nun Schulen in Österreich gratis zur Verfügung gestellt werden. Denn Bildung in Mint-Fächern, sagt Initiatorin Therese Niss, sei „nicht nur wichtig für die Wirtschaft, sondern auch für die Gesellschaft.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2020)

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