Kuriosität

Adolf Hitler gewinnt Regionalwahl in Namibia

Ein 54-jähriger Politiker im Norden des südafrikanischen Landes, einst deutsche Kolonie, trägt tatsächlich den belasteten Namen. Er habe sich lange nichts dabei gedacht, sagt er. Die Welt erobern wolle er nicht.

Er ist wieder da. Jedenfalls ein sehr ungewöhnlicher Namensverwandter: Im südafrikanischen Staat Namibia hat ein Politiker namens Adolf Hitler bei einer Regionalwahl im Norden des Landes einen Sitz für die Funktion als Landrat und Vertreter im Regionalparlament gewonnen. Hitler (54) wird künftig Landrat im Distrikt Ompundja (rund 4500 Einwohner) in der kleinen, großteils wüstenhaften Region Oshana (rund 200.000 Bewohner) nahe der Grenze zu Angola sein.

Wie namibische Medien berichten, wurde Hitler, der für die führende namibische Swapo-Partei (South West Africa People’s Organisation) kandidiert hatte, mit fast 85 Prozent der Stimmen gewählt. Bereits am Mittwoch sei er auf Namibias Verfassung eingeschworen worden, so der Sender Eagle FM Namibia.

Die Swapo war 1960 als marxistische Unabhängigkeitsbewegung gegen die Besatzung des Landes durch Südafrika gegründet worden und focht mit Unterstützung kommunistischer Staaten wie der UdSSR und Kuba. Letztlich wurde Namibia (Hauptstadt: Windhoek) 1990 unabhängig.

Im Interview mit der „Bild"-Zeitung sagte der Politiker, der ganz ausgeschrieben „Adolf Hitler Uunona" heißt, dass der Name für ihn lange Zeit ganz normal und unbelastet gewesen sei. Seine Eltern hätten sich wohl nichts gedacht dabei. Erst als Jugendlicher habe er mitbekommen, dass damit sozusagen etwas faul sei.

Eagle FM Nambia (Screenshot)

„Ich begriff: Dieser Mann wollte die ganze Welt unterwerfen. Ich habe mit all diesen Dingen nichts zu tun." Und: „Dass ich diesen Namen habe, heißt nicht, dass ich nach der Weltherrschaft strebe", sagte er zur „Bild". Und er habe mit Nazis nichts zu tun. Heute sei es indes zu spät, um seinen Namen zu ändern. Er stehe in allen offiziellen Dokumenten. Und so sei es halt so.

Markant deutsches Erbe

Das große (rund 824.000 Quadratkilometer), dünn besiedelte Land (ca. 2,4 Millionen Einwohner), wo Fischerei, Bergbau und Tourismus eine große Rolle spielen, hat ein merklich deutsches Erbe. Als „Deutsch-Südwestafrika" war es 1884 bis 1915 Kolonie des Kaiserreichs. Nennenswerte staatliche Strukturen hatte es in dem großteils wüstenhaften Land zuvor nie gegeben, Besiedlungen durch Portugiesen, Holländer, Briten und ursprünglich ortsfremde afrikanische Stämme waren nur punktuell bis regional bedeutsam.

>>> In der Gegend wird Adolf Hitler Uunona Landrat sein:

Deutsche Namen wie Adolf, Karl oder Johann sind seither durchaus gebräuchlich. Es gibt Straßen, die nach Politikern wie Reichskanzler Otto von Bismarck und BRD-Außenminister Hans-Dietrich Genscher benannt sind. Größere Orte, etwa Windhoek, weisen häufig ein teils ziemlich deutsches Straßen- und Architekturbild auf, es gibt Bierhäuser im deutschen Stil mit deutschem Essen, die meisten Biere des Landes werden nach deutschem Reinheitsgebot gebraut.

Auf ihr deutsches Erbe sind viele Namibier durchaus stolz, obwohl es in dieser Kolonialphase auch zu brutalen Aktionen der Deutschen gekommen war. Nach großen Diamantenfunden an der Küste gab es einen Zustrom von Siedlern und Glücksrittern, deren Landnahme bald auf Widerstand der einheimischen Stämme der Herero und Nama stieß.

Völkermord an den Herero

Da diese auch zusehends verarmten und sich den Deutschen billig verdingen mussten, wurden die Konflikte immer größer und führten zu einem Krieg, der zu einem regelrechten Genozid ausuferte und mindestens 60.000 Herero und Nama - darunter Kindern und Frauen - das Leben kostete. Ein erheblicher Teil der Opfer verdurstete, nachdem deutsche und deutsch geführte Truppen die Afrikaner in die Wüste vertrieben und dort eingekesselt hatten. Viele wurden in eine Art Konzentrationslager gesperrt.

Richard Knötel/Gemeinfrei

Deutsch-Südwestafrika wurde in der Frühphase des Ersten Weltkriegs, im Sommer 1915, nach Kämpfen mit portugiesischen und südafrikanischen Truppen von der Südafrikanischen Union besetzt. Südafrika verwaltete das Gebiet als Mandatsgebiet des Völkerbundes und gab es nach dessen Auflösung und Ablöse durch die UNO lange nicht heraus, letztlich eben erst Ende der 1980er-Jahre.

Zuletzt waren etwa fünf bis sechs Prozent der Bevölkerung Namibias weiß, vor allem Briten, Südafrikaner und Deutsche bzw. mit solchen Wurzeln. Und von den Weißen waren etwa ein Drittel Deutschsprachige.

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