Fahrbericht

Audi A3: Ein Bestseller auf Abruf?

Konventionell, doch stilistisch interessant: Neuer Audi A3 in S-Line-Trimm, hier mit 150-PS-Benziner. Imposant ist die lange Aufpreisliste.
Konventionell, doch stilistisch interessant: Neuer Audi A3 in S-Line-Trimm, hier mit 150-PS-Benziner. Imposant ist die lange Aufpreisliste.(c) Die Presse/Clemens Fabry
  • Drucken

Die Freuden des Bewährten: Audi demonstriert marken-typischen Feinschliff bei der neuen A3-Generation.

Wien. Der A3 ist immer noch Audis Bestseller in Europa, auch wenn das SUV-Format aus dem Haus – der Q3 – mit großen Schritten näher rückt. Von seinen goldenen Tagen ist der A3 weit entfernt, die waren 2006/2007, als es für jeweils über 200.000 Exemplare reichte. Im Vorjahr hingegen war bei den Stückzahlen ein Tiefpunkt erreicht, was nicht allein am bevorstehenden Modellwechsel liegen dürfte, und fraglich ist, ob die vierte Generation den Abwärtstrend stoppen kann. Nicht, dass man dem neuen Modell einen gröberen Makel nachsagen könnte, soviel vorweg. Es ist kein Einzelschicksal.

Die Baureihe ist seit 1996 auf dem Markt, und Audi ist erprobt im Feinschliff – es gilt ja, sich vom nahen technischen Verwandten, dem Golf, abzusetzen – und letztlich doch empfindlich höhere Preise zu rechtfertigen. Der vierte A3 ist etwas länger und breiter geworden, ohne dass sich der Radstand zur Vor-Generation verändert hätte. Sehr gefällig das Exterieur, bei dem die Designer die Möglichkeiten der Presswerkzeuge ausgelotet haben, während im Innern Nachhaltigkeit als modernes Premium-Thema gefeiert wird – Dutzende PET-Plastikflaschen mussten für Sitz- und Teppichbezüge aus Rezykliertem ihr (erstes) Leben lassen.

In Widescreen

Die Presse/Clemens Fabry

Die Kunst freilich ist, das Ganze nicht nach secondhand aussehen zu lassen, und was die Anmutung angeht, ist Audi unverändert top unterwegs. Cockpit und Bedieneinheiten sind erfrischend übersichtlich, man greift tapsend zum Bildschirm oder regelt seine Belange über die vielen Tasten auf dem Lenkrad. Die Instrumententafel ist nunmehr serienmäßig digital ausgeführt und imponiert mit hübscher Grafik und im Navi-Modus mit Google-Earth-Bildern im Widescreen-Format. Eine münzgroße Drehscheibe in der Mittelkonsole zur Einstellung von Lautstärke und Sender stillt das Bedürfnis nach analoger Handhabe, gerade noch.

Die eigentliche Überraschung ist aber, wie angenehm sich ein Auto präsentiert, das nichts Besonderes kann. Keine Assistenzsysteme, die eifrig um Aufmerksamkeit buhlen, stattdessen diese auf der Straße, beim Fahren belassen, keine elektrifizierten Komponenten mit Eigenleben, stattdessen ein sauber zu führendes Sechsgang-Schaltgetriebe mit neu designter Hebel-Skulptur. Es mittelt zwischen Vorderachse und dem 1,5 Liter großen Ottomotor, der maximal 150 PS leistet – die empfehlenswerte Variante? Wenn der A3 nicht überwiegend auf der Langstrecke unterwegs ist, wofür sich ein TDI empföhle, ja; den Einliter-Dreizylinder-Benziner halten wir für gar frugal und unterbesetzt im „Premium“-Gehäuse.

Die Presse/Clemens Fabry

Im Display poppen regelmäßig schlaue Hinweise zum wohltätigen Zweck der Verbrauchssenkung auf: Vom Warmlaufenlassen im Stand sei doch bitte abzusehen – Pardon, wir fahren ja schon los! –, und das Auskuppeln über 1300/min beim Annähern an die Kreuzung sei gütigst auch zu unterlassen. Warum nicht! Der Motor tut das Seinige mit zeitweiser Stilllegung zweier Zylinder.

Für sportliche Thrills sind in der Baureihe die Varianten S und RS zuständig, unser A3 war ein Braver: bei allem gern dabei, auch dank feiner Vierlenker-Hinterachse, aber ohne diesbezügliche Akzente zu setzen. Der Motor fühlt sich in der Mitte am wohlsten, er dreht nicht begeisternd hoch und braucht aus dem Stand etwas, bevor er aufwacht. Dass unser Testverbrauch doch recht weit von den etwas über fünf Litern nach Norm entfernt lag, ist wohl auf den eingeschränkten Aktionsradius dank Lockdown zurückzuführen. Das geht noch besser.

War der A3 vor nicht so langer Zeit noch der heiße Traum jedes Führerscheinneulings (in schwarz, mit TDI), so bleibt heute ein konventionelles Auto, das seine Aufgaben erstklassig erledigt, das von seinem Hersteller mit dessen Fokus auf elektrische Abenteuer aber auch etwas entwertet wird, fast ungeliebt wirkt. Was sich freilich nicht in der Preisgestaltung niederschlägt – die bleibt imposant bis spektakulär.

Audi A3 Sportback 35 TFSI

Maße L/B/H 4343/1984/1449 mm. Radstand 2636 mm.
Leergewicht 1355 kg.
Kofferraum 380–1200 Liter.
Motor R4-Zylinder-Otto-Turbo, 1498 ccm. Leistung max. 110 kW (150 PS) bei 5000/min. Drehmoment max. 250 Nm bei 1500- 3500/min.
Vmax 224 km/h. 0–100 in 8,4 sec.
Frontantrieb, sechs Gänge manuell.
Testverbrauch 7,6 l/100 km.
Preis ab 33.695 Euro (S-Line).

Compliance-Hinweis: Die Reisen zu Produktpräsentationen wurden von den Herstellern unterstützt. Testfahrzeuge wurden kostenfrei zur Verfügung gestellt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.12.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.