Gegengift

Das Hereinschlepper-Wesen

Alles Gute kommt von oben, alles Schlechte von weiter weg?

Ein Virus wurde „ins Land hereingeschleppt“, ausgerechnet im Sommer, als unsere stets alerte Bundesregierung die Coronapandemie von oben herab fast schon besiegt zu haben schien. Das Hereinschleppen soll durch „Reiserückkehrer“ verübt worden sein, aus „ihren Herkunftsländern“. Wenn ein Bundeskanzler das behauptet, um seine Völker auf ein Weihnachtsfest vorzubereiten, das so still wie noch nie sein soll, dann regt das sogar die friedlichsten Adventisten in den Gegengift-Chören auf. Je nach Herkunft – ob nun Meidling oder Temerin – spaltet diese hoch infektiöse Vermutung die Leute und erschwert es, harmonisch in Lieder zur Rettung der Welt einzustimmen.

Schuld ist natürlich Donald Trump. Der US-Präsident hat bereits vor dem „China-Virus“ gewarnt, als er zugleich noch den Amerikanern versicherte, dass Corona so harmlos sei wie ein Schnupfen. Und er wusste genau: je feindlicher das Land, desto besser. Als die Ludwigs in Paris residierten, fürchtete sich halb Europa vor der „Französischen Krankheit“. Man meinte damit die Syphilis, die angeblich aus Amerika eingeschleppt worden war. Inzwischen wird vermutet, dass sie bereits in der Antike irgendwo grassierte. Hierzulande tauchte sie massiv im Dreißigjährigen Krieg auf, wahrscheinlich über eine undichte Italien-Route.

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