Mein Samstag

Kalender mit Ausgang

Adventkalender sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren.
Adventkalender sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren.imago images/Shotshop
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Adventkalender sind auch nicht mehr das, was sie einmal waren.

Sondern viel mehr. Nicht nur, dass sie gelegentlich ein bundesdeutsches Fugen-s bekommen und zu Adventskalendern werden, was vielen hierzulande missfällt. Nein, sie müssen heute mehr können als früher und kommen in allerlei Varianten (und im Worst Case mit 24 Mal Slimey-Inhalt) daher.

Das Kind hat heuer einen auf den Escape-Räumen basierenden Exit-Adventkalender bekommen. Kennen Sie Escape-Räume? Da wird man in einem Raum gesperrt und kann sich erst wieder daraus befreien, wenn man (meist gar nicht so leichte) Rätsel löst. Beim Exit-Adventkalender haben die Türchen keine Nummerierung, vielmehr muss man jeden Tag dahinter kommen, welches Türchen das nächste ist. Sicher, das Motiv – ein U-Boot-Wrack am Meeresgrund – ist jetzt vielleicht nicht weihnachtlich im klassischen Sinn. Da aber der Rest der Wohnung eher einschlägig überdekoriert wird, geht – Achtung, sehr billiger Wortwitz – das U-Boot ohnehin unter. Jedenfalls springt das Kind aktuell hoch motiviert in aller Früh aus dem Bett, um das tägliche Exit-Rätsel zu lösen. Noch bevor ich überhaupt das Licht aufgedreht habe, geschweige denn meinen Morgenkaffee in Händen halte, muss ich im Halbdunkel Hinweisen nachgehen, auf denen bunte Fische oder nach Südosten ausgerichtete Taschenlampen eine Rolle spielen. Da wir im ersten Lockdown das eine oder ander Exit-Spiel gelöst haben (uns also daheim festsitzend zumindest aus einem fiktiven Labor/Zug/Museum befreit haben), haben wir eine gewisse Exit-Erfahrung. Wer die nicht mitbringt, tut sich da schon schwerer. „Ich hasse den Kalender jetzt schon“, schrieb etwa eine Facebook-Bekannte gleich am ersten Türchen-Tag.

Insgesamt war diese dritte (und hoffentlich für immer allerletzte) Home-Schooling-Woche die beste. Das haben wir dem Adventkalender und dem kurzen Schnee-Besuch zu verdanken. Dass ich in diesem Jahr mit den Weihnachtserledigungen noch viel später dran bin als sonst, erwähne ich daher hier lieber nicht. In diesem Sinne: Einen stressfreien zweiten Advent!

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2020)

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