Neuauflage

Ein 300 Jahre alter Bildband über die duftenden Früchte der Götter

Die Zitronen- und Orangenbäumchen verkörperten immer schon die Sehnsucht nach dem ewigen Frühling. Vor 300 Jahren entstand ein prächtiger Band für die Freunde der Zitrusfrucht. Neu aufgelegt ist er eine bittersüße Reise in eine faszinierende Welt.

Der Orangen- oder Pommerantzen-Baum ist unwidersprechlich der schönste unter allen wegen ihrer Blüte hochgeachtheten Bäumen“, schrieb ein französischer Gartenkenner vor etwa 300 Jahren. Kein Buch zur Theorie und Praxis der Gartenkunst kam im Barockzeitalter am Thema der Zitruskultur vorbei, die Orangerie war für den klassischen Barockgarten essenziell. Die Autoren lobten den schlanken Wuchs der Stämme und die wohlgeformte Baumkrone, die großen und glänzenden Blätter, die schönen Blüten und last but not least die leuchtend farbigen Früchte, die mit ihrem Aroma die Nase und beim Verzehr auch den Gaumen erfreuen, manchmal mit Süße, manchmal mit Herbheit. Ihre Namen waren vielfältig, man listete „Citronen, Limonen, Bergamoten, Adams-Aepfel, chinesische Pommerantzen“ auf. Ein jahrtausendelanger Züchtungsprozess brachte viele Varianten und Formen hervor.

Vor allem der Anblick der immergrünen Bäume in den Orangerien erweckte die Vorstellung einer zeitlosen, paradiesischen Glückseligkeit: „Denn wenn im Winter vor Frost und großer Kälte alles erstorben, ja alles mit tiefem Schnee bedeckt ist (. . .), so siehet man in diesen herrlichen Paradieß-Gärten mit der allergrößten Verwunderung, wie die allerschönsten und raresten Bäumlein in so mancherley Gestalt grünen und blühen.“

Die Sehnsucht nach einem ewigen Frühling begleitete die Menschen eben immer schon. Sie fand Ausdruck in Goethes berühmten Zeilen, die er dem südländischen Mädchen Mignon im „Wilhelm Meister“ in den Mund legt: „Kennst du das Land? wo die Zitronen blühn / Im dunkeln Laub die Gold-Orangen glühn.“

Hesperiden. Diese Sehnsucht wird nun mitten in der grauen Jahreszeit eines dunkelgrau gefärbten Jahres neu belebt durch einen prächtig ausgestatteten Band des Taschen-Verlags. Eines der niveauvollsten und schönsten botanischen Werke in deutscher Sprache aus dem frühen 18. Jahrhundert ist eine Ode an die Zitrusfrucht. Geschrieben und mit kolorierten Kupferstichen versehen wurden die „Nürnbergischen Hesperides“ von einem gelehrten Nürnberger Kaufmann, nicht einem Wissenschaftler: Johann Christoph Volkamer hieß der Enthusiast, der die Blüten und Früchte in natürlicher Größe drucken ließ und beschrieb. Wie Planeten schweben auf den Stichen die exakt wiedergegebenen Zitronen, Limonen und Bitterorangen in Gärten und pittoresken Landschaften, die Bilder bieten zugleich einen Einblick in die Villenanlagen und die Gartenkultur der Zeit.

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