Geheimdienste

Die Geschäftsbeziehungen von Marsalek und dem BVT

Economic fraud at Wirecard: search for fugative manager Jan Marsalek on a large poster, Hamburg, Germany - 13 Aug 2020
Economic fraud at Wirecard: search for fugative manager Jan Marsalek on a large poster, Hamburg, Germany - 13 Aug 2020NIBOR / Action Press / picturede
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Ein ehemaliger BVT-Abteilungsleiter soll für eine Firma gearbeitet haben, die eng mit Wirecard verwoben und in Marsaleks Villa eingemietet war. W. war einer der letzten Menschen, die der Ex-Wirecard-Vorstand vor seiner Flucht getroffen hat.

Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek soll also kein Spion sein. Oder zumindest soll er nicht für Österreich in Deutschland spioniert haben. Das glaubt zumindest der deutsche Generalbundesanwalt und will diesem geäußerten Vorwurf nicht weiter nachgehen, heißt es in einer der „Presse" vorliegenden Anfragebeantwortung an die deutsche Linke. Es gebe keine Hinweise. Marsaleks Verstrickungen zu Nachrichtendiensten sind dennoch beachtlich – in den Fokus der Ermittlungen rückt W., der ehemalige Abteilungschef des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT).

Recherchen der „Presse“ ergeben dass sich die beiden wohl seit 2017 kennen, und in der Vergangenheit engere Geschäftsbeziehungen zueinander pflegten.

So eng, dass W. laut Recherchen von „Presse“ und „Spiegel“ für eine Firma arbeitete, die eng mit Wirecard und Marsalek verwoben war: Die IMS Capital. Chef der IMS Capital ist Marsaleks Geschäftsfreund Alexander V., ein Tausendsassa der Start-up-Szene, der auch in Österreich tätig war. Im Wirecard-Skandal soll er keine unwesentliche Rolle gespielt haben. Und an eben diesen soll Marsalek Ex-Nachrichtendienstler W. vermittelt haben. Er soll Auslandinvestments und Projekte der IMS betreut haben. Einige davon hatte Wirecard an IMS vergeben. Das Unternehmen wurde mit Krediten in Millionenhöhe gefüttert.

Kommandozentrale Prinzregentenstraße 61

Die Investorenliste der IMS ist beachtlich: Auch Rami El Obeidi, Ex-Auslandsgeheimdienstchef von Libyen und Vertrauter von Marsalek, investierte 20 Millionen Euro.
Aber auch die Firmenadresse der IMS Capital ist vielsagend: Ihr Sitz war in der Münchner Prinzregentenstraße 61 – Marsaleks Gründerzeitvilla gegenüber der russischen Botschaft. Die Villa soll Spielwiese für Liebschaften gewesen sein. Ort freizügiger Partys, wo Marsalek Haus und Hof hielt und wo Sushi und Kaviar auf nackten Frauenkörpern serviert wurde. Und die Villa soll Marsalek als Kommandozentrale für fragwürdige Projekte gedient haben. Unter anderem traf er dort einen österreichischen General und einen ÖVP-nahen Berater – deren gemeinsamer Plan: Ein Aufbauprojekt in Libyen. Marsalek fantasierte von einer Söldnertruppe, es wurde nichts daraus.

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