Medizin

Wichtiger Schritt in Richtung einer universellen Grippeimpfung

Nicht nur am Corona-Impfstoff wird geforscht: Neue Erkenntnisse für Grippeimpfung
Nicht nur am Corona-Impfstoff wird geforscht: Neue Erkenntnisse für GrippeimpfungREUTERS
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Österreichische Virologen leiteten die Phase-1-Studie eines neuen Influenza-Impfstoffs, der länger anhält.

Während die Welt auf die Massenimpfung gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 wartet, entgehen andere Viren, die auch nicht ganz harmlos sind, der Aufmerksamkeit – nicht zuletzt, weil das allerorten verordnete Social Distancing auch ihre Geschäfte stört. Aber sie werden wiederkommen, die Influenzaviren. Schon weil ihr größter Trumpf ihre Wandlungsfähigkeit ist, da ist ihnen Sars-CoV-2 (hoffentlich) weit unterlegen. Das lässt sie auch die Impfungen gut überstehen, obwohl die aktuellen Impfstoffe bereits jeweils drei bis vier Stämme von Influenzaviren (natürlich inaktiviert) kombinieren, um deren Variabilität zu kontern.

Besonders wandlungsfähig sind die Influenzaviren in dem Protein, mit dem sie sich auf die Zellen heften, die sie befallen, dem Pendant zum berüchtigten Spike-Protein des Sars-CoV-2 also. Bei ihnen heißt es Hämagglutinin-Protein, weil es auch bewirken kann, dass sich rote Blutzellen (Häm) verklumpen (agglutinieren), die Biochemiker kürzen es mit HA ab. Genau auf dieses HA richten sich die Antikörper, deren Produktion die Grippeimpfungen anstacheln sollen. Aber oft erweisen sie sich als stumpfe Waffen, weil das Virus zwischen Impfung und Infektion eine Mutation durchgemacht hat, die das HA so verändert hat, dass der Antikörper nicht mehr gut draufpasst. Dann sind sie im Wettrennen der Evolution wieder einmal einen Schritt voraus.

An den Hals des Proteins!

Allerdings betreffen diese Mutationen vor allem den Teil des HA, mit dem es sich an die Rezeptoren der Zellen heftet, ihren Kopf, wie die Virologen sagen. Ihr Hals ändert sich viel seltener. Daher setzen Virologen um die Österreicher Peter Palese und Florian Krammer am Mount Sinai Hospital in New York auf diesen Hals, den sie mit verschiedenen Köpfen kombinieren, man nennt das chimäre Impfstoffe. Mit einer zweistufigen Impfung (mit unterschiedlichen HA-Köpfen) bringen sie dem Immunsystem bei, Antikörper zu produzieren, die auf den Hals und nicht auf den Kopf des Proteins reagieren. Diese Strategie haben sie nun in einer Phase-1-Studie an 65 Teilnehmern getestet. In „Nature Medicine" (7.12.) berichten sie von einer starken Immunantwort, die mindestens für 18 Monate anhält.

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