Artenvielfalt. Rund zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten leben in den Tropenwäldern
Serie: Natur-Talente

Bäume pflanzen gegen den Klimawandel: Sinnvolles Versprechen oder nur Greenwashing?

Ein gepflanzter Baum für jedes verkaufte Produkt, pro Überweisung oder mit einem Klick. Überall werden plötzlich Bäume versprochen und verschenkt. Aber ist das immer ein sinnvoller Beitrag gegen den Klimawandel?

Wer durch den Wald spaziert, hat oft das Gefühl, seiner Seele etwas Gutes zu tun, fühlt sich danach geerdet und entspannt, zugleich aber erfrischt und voller Energie. Nicht nur für das innere Gleichgewicht, auch für jenes des Klimas – und generell für das Leben auf der Erde sind Bäume essenziell, erklärt Peter Weish, Naturwissenschaftler und Umweltethiker an der Boku Wien. Sie reinigen die Luft, sie entziehen der Atmosphäre Kohlendioxid und wandeln es in Biomasse um, den sie für das Wachstum verwenden, und in Sauerstoff, den wiederum Menschen und Tiere zum Überleben benötigen. Sie tragen nicht nur selbst zur biologischen Vielfalt bei, sie bieten darüber hinaus zahlreichen Organismen Lebensraum.

Dass wir Wälder erhalten sollten, wird von immer mehr Seiten erkannt. Unternehmen hierzulande nehmen zunehmend den Schutz der Regenwälder auf ihre Agenda, obwohl diese Tausende von Kilometern entfernt sind. Denn dabei gehe es letztendlich nicht nur um die Artenvielfalt vor Ort, sondern um das globale Klima – und somit um uns alle. Dieses Bewusstsein kommt auch beim Konsumenten gut an, so wird ihm inzwischen für den einen oder anderen Schokoriegel, für Ohrringe oder das Paar Schuhe ein Baum versprochen, genauso wie für die Suchmaschinenanfrage oder für die hundert Euro, die mit der Kreditkarte gezahlt werden. Da drängt sich unweigerlich die Frage auf: Wann macht ein Baum im Kampf gegen den Klimawandel Sinn – und wann polieren Unternehmen mit diesem Versprechen nur das ökologische Image ihrer Marke auf?

Unerlässlich. Obwohl so weit weg, hat der Regenwald große Wirkung auf unser Ökosystem.
Unerlässlich. Obwohl so weit weg, hat der Regenwald große Wirkung auf unser Ökosystem. Oroverde

Fruchtbringendes Geschäft. Es gebe durchaus Unternehmen, die Baumpflanzprojekte durchführen, um den größtmöglichen Profit zu erwirtschaften, sagt der Biologe, und somit "Greenwashing" betreiben. Darum empfiehlt es sich, genau hinzusehen, was und unter welchen Umständen die Firma sonst produziert, wie sie arbeitet und wie sie mit den Ressourcen umgehe. "Natürlich kann man sagen, jede Baumpflanzung ist eine positive Tat. Aber es ist die Frage, ob jemand ein Prozent des Schadens, den er verursacht, wieder mit einem Baum kompensiert oder 200 Prozent" Wenn eine große Firma einen Hektar Regenwald kaufe, ihn dann kahlschlage und Ölpalmen hinpflanze, "und dann wo anders irgendwelche Bäumchen hinsetzt, dann ist der Schaden, den sie verursacht, jedenfalls wesentlich größer als der Nutzen."

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