Zehn Billionen mehr für Japans Finanzmarkt: Yes, we Yen

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Zehn Billionen mehr fuer(c) REUTERS (YURIKO NAKAO)
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Die japanische Zentralbank pumpt weitere zehn Billionen Yen, etwa 93 Milliarden Euro, um 0,1 Prozent in den Finanzmarkt. Experten zweifeln jedoch, ob das den Höheflug der Währung bremsen kann.

Die japanische Zentralbank stemmt sich mit einer weiteren Lockerung ihrer Geldpolitik gegen den Yen-Höhenflug und die Deflation. In einer Krisensitzung entschieden die Währungshüter am Montag, dem Finanzmarkt weitere 10 Billionen Yen (92,8 Mrd. Euro) zu einem festen Zinssatz von lediglich 0,1 Prozent zu leihen. Damit stockt die Bank von Japan (BoJ) ein im Dezember 2009 im Kampf gegen die Deflation eingeführtes Kreditprogramm auf. Dieses umfasste zuletzt 20 Bill, Yen. Den Leitzins beließ sie bei 0,1 Prozent.

Ökonomen bezweifeln jedoch, dass die zusätzliche Liquidität große Wirkung zeigen wird: Schließlich sei die Nachfrage von Unternehmen nach zusätzlichen Mitteln für neue Inlands-Investitionen gering. Die Regierung arbeitet unterdessen neue Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur aus, um das Vorgehen der Zentralbank zu flankieren: Grundrisse des neuen Stimulierungspakets werden voraussichtlich im Anschluss an die Zentralbanksitzung entschieden. Kritiker befürchten einen weiteren Anstieg der extrem hohen Staatsverschuldung.

Teure Währung drückt Exporte

Das exportabhängige Japan leidet zunehmend unter der rasanten Festigung des Yen. Der Yen war zum Dollar auf den höchsten Stand seit 15 Jahren und zum Euro auf den höchsten Stand seit neun Jahren gestiegen. Das Bruttoinlandsprodukt des Landes stieg im zweiten Kalenderquartal nur noch mit einer hochgerechneten Jahresrate von 0,4 Prozent - geringere Exporte und der schwache Binnenkonsum schlugen durch.

Wirkung einer steigenden Währung

Angenommen, ein Fernseher kostet 200.000 Yen. Der Ausgangskurs sei 1:100, man bekommt für einen Euro also 100 Yen. Somit kostet der Fernseher 200.000:100 = 2.000 Euro. Steigt nun der Yen-Kurs auf z.B. 1:80 (man bekommt also für einen Euro nur noch 80 Yen), so kostet der gleiche Fernseher mit dem gleichen Yen-Preis 200.000:80 = 2.500 Euro. Um diesen höheren Europreis würden aber wahrscheinlich weniger Fernseher verkauft werden, denn nicht-japanische Unternehmen können ihre Preise tiefer halten. Daher wird am Markt der Europreis des japanischen Fernsehers auch (fast) gleichbleiben. Das führt dazu, dass das Unternehmen in Japan weniger Yen für seine in Euro verkauften Fernseher bekommt.

Zwar legten die Exporte im Juli zum Vorjahresmonat um 23,5 Prozent zu. Doch schwächt sich der Anstieg bereits seit fünf Monaten ab. Japan, das gerade von seinem Nachbarn China als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt überholt worden ist, steckt zudem weiter im Griff einer Deflation mit andauernd fallenden Preisen. Der Verbraucherpreisindex sank im Juli um 1,1 Prozent zum Vorjahr und damit im 17. Monat in Folge.

Eine Deflation hat schlimme Auswirkungen: Sie drückt die Umsätze und Gewinne der Unternehmen, die dann Abstand von Investitionen nehmen und Arbeitsplätze abbauen.

(Ag./Red)

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