Coronavirus

Großbritannien: Zwei Personen reagierten allergisch auf Impfstoff

Margaret Keenan, 90, is the first patient in Britain to receive the Pfizer/BioNtech COVID-19 vaccine at University Hospital in Coventry
Margaret Keenan, 90, is the first patient in Britain to receive the Pfizer/BioNtech COVID-19 vaccine at University Hospital in CoventryREUTERS
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In Großbritannien, wo diese Woche die erste große Covid-19-Impfkamagne angelaufen ist, haben zwei Patienten mit Vorerkrankungen allergisch auf das Vakzin reagiert.

Zwei jener Personen, die am Dienstag in Großbritannien die ersten Impfungen gegen Covid-19 erhielten, haben starke allergische Reaktion auf den Impsftoff entwickelt. Die Zulassungsbehörde in Großbritannien, die das Vakzin von Biontech/Pfizer in einer Notzulassung bewilligte, hat das am Mittwoch bekannt gegeben.

Die britische Arzneimittelaufsicht MHRA konkretisiert ihre Warnung in der Nacht auf Donnerstag für Personen mit einer erheblichen allergischen Vorgeschichte. "Personen mit einer Vorgeschichte eines anaphylaktischen Schocks bei Impfungen, Arznei- oder Lebensmitteln sollten den Pfizer/BioNTech-Impfstoff nicht erhalten. Die zweite Dosis sollte niemandem verabreicht werden, bei dem nach Verabreichung der ersten Dosis dieses Impfstoffs eine Anaphylaxie aufgetreten ist", sagte June Raine, Geschäftsführerin der MHRA

Dass es zu allergischen Reaktionen kommen kann, war schon zuvor bekannt und wurde als eine der möglichen Nebenwirkungen gelistet. Nun weist die Behörde darauf hin, bei bekannten Allergien, sich vorerst besser nicht impfen zu lassen.

In Großbritannien hat am Dienstag als erstes westliches Land mit einer flächendeckenden Impfkampagne gegen Corona begonnen. Zuerst sollen über 80-Jährige, Mitarbeiter und Bewohner in Pflegeheimen sowie besonders gefährdetes medizinisches Personal das Mittel von Biontech und Pfizer erhalten. Dabei handelt es sich um etwa sechs Millionen Menschen. Der britische Premierminister Boris Johnson sprach von einem "riesigen Schritt vorwärts".

50 Kliniken sollen als Impfzentren dienen. Die Behörden zeigten sich bereit: "Alle Teile des Vereinigten Königreichs haben Dosen mit dem Corona-Impfstoff erhalten", schrieb Gesundheitsminister Matt Hancock bei Twitter.

20 Millionen Briten impfen

Wie die Vizechefin des nationalen Gesundheitsdiensts NHS, Saffron Cordery, sagte, sollen bis zum Jahresende vier Millionen Dosen mit dem Impfstoff ins Land kommen. Das würde Impfungen für zwei Millionen Menschen bedeuten, da pro Person zwei Dosen für den vollen Schutz notwendig sind. Insgesamt hat das Land 40 Millionen Dosen bestellt, damit können damit 20 Millionen Briten geimpft werden - das ist etwas weniger als ein Drittel der Bevölkerung.

Für die meisten Menschen werde es jedoch noch weit bis ins neue Jahr dauern, bis sie geimpft werden könnten, hieß es vom NHS. Ein Regierungssprecher sagte, dass der Großteil der schutzbedürftigen Menschen im Jänner oder Februar geimpft werde. Die Behörden betonten, der Impfstoff sei "sicher und effektiv".

Premierminister Johnson rief alle Menschen, die Anspruch auf eine Impfung haben, dazu auf, sich auch wirklich impfen zu lassen. Thronfolger Prinz Charles dankte allen, die an der Entwicklung des Impfstoffes beteiligt waren. Dank des Mittels könnten die Menschen nun mit neuer Hoffnung nach vorne schauen, sagte er.

Gesundheitsexpertin Helen Donovan sagte der BBC, das größte Risiko liege darin, dass Geimpfte rund drei Wochen nach dem ersten Termin auch die zweite Dosis verabreicht bekommen müssten. Dabei soll eine Impfkarte als Nachweis helfen, die gleichzeitig eine Erinnerung an den zweiten Impftermin ist. Größere Impfzentren - etwa in Fußballstadien - sollen erst öffnen, wenn mehr Impfstoff zur Verfügung steht.

Bei minus 70 Grad lagern

Die logistische Herausforderung ist groß, weil das Mittel bei minus 70 Grad Celsius gekühlt werden muss. Die britische Regierung will Medienberichten zufolge das in Belgien produzierte Präparat notfalls mit Militärflugzeugen einfliegen, damit es nicht im befürchteten Brexit-Verkehrschaos stecken bleibt. Ein Regierungssprecher wollte das nicht bestätigen, sagte aber: "Das Militär wird eine wichtige Rolle spielen bei der enormen logistischen Herausforderung."

Großbritannien ist eines der am stärksten von Corona betroffenen Länder in Europa. Am Montag meldete die Regierung 14.718 weitere Corona-Fälle, 189 Menschen seien innerhalb von 28 Tagen nach einem Positivtest gestorben. Insgesamt gab es bisher etwa 77.000 Todesfälle, die mit Covid-19 in Verbindung stehen. Premier Johnson betonte, die Massenimpfung werde einige Zeit dauern. Deshalb müssten weiterhin alle Hygieneregeln eingehalten werden.

Auch in Russland und in China wird geimpft

In der vergangenen Woche war Großbritannien vorgeprescht und hatte früher als alle EU-Staaten per Notfallzulassung dem Impfstoff eine Freigabe erteilt. Russland hatte am Wochenende in seiner Hauptstadt Moskau mit großangelegten Impfungen gegen das Coronavirus begonnen und gehört damit zu den ersten Ländern weltweit, die ihre Bevölkerung in größerem Stil gegen die Lungenkrankheit Covid-19 impfen lassen.

Auch in China wird bereits geimpft. Dabei werden zunächst jeweils Impfstoffe heimischer Hersteller verwendet. Von der Europäische Arzneimittel-Agentur EMA wird die wichtige Entscheidung über eine Zulassung des Biontech/Pfizer-Impfstoffs noch im Dezember erwartet.

(ag)

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