Champions League

Salzburg scheitert an sich selbst und an Atlético

SOCCER - UEFA CL, RBS vs Atletico
SOCCER - UEFA CL, RBS vs AtleticoGEPA pictures/ Jasmin Walter
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Salzburg verpasst den Aufstieg durch ein 0:2 gegen Atlético Madrid, hatte aber genügend Chancen, um dieses Spiel zu gewinnen.

Red Bull Salzburg hat es Mittwochabend verabsäumt, österreichische Sportgeschichte zu schreiben. Die Mannschaft von Jesse Marsch verlor das abschließenden Gruppenspiel in der Champions League gegen Atlético Madrid mit 0:2, bei einem Sieg hätte sich Salzburg als erster heimischer Klub für das Achtelfinale der Königsklasse qualifiziert. Die Tore der Gäste erzielte Hermoso (39.) und Carrasco (86.). Für Österreichs Meister ist die Europacup-Saison noch nicht vorbei. Im Februar steigt man ins Sechzehntelfinale der Europa League ein.

Die Ausgangsposition hatte der Begegnung in Wals-Siezenheim echten Endspielcharakter verliehen. Immer wieder hatten die Salzburger in der Vergangenheit schier übermächtigen Gegnern Probleme bereitet, etwa dem FC Liverpool oder Bayern München. Nach 90 Minuten aber fehlte es dann doch immer an etwas: Fehlende Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen oder naives Verhalten vor dem eigenen Tor hatte Salzburgs Team immer wieder um den Lohn der eigenen Arbeit gebracht. Und so war es auch diesmal. Dabei hatte Trainer Jesse Marsch vor den 90 Minuten gegen Atlético selbstbewusst gefordert: „Es ist an der Zeit, gegen einen Toptoptopgegner zu gewinnen.“

Die etwas eigenwillige Bezeichnung des US-Amerikaners für ein Spitzenteam ist im Fall von Atlético Madrid absolut zutreffend. Denn um die Kräfteverhältnisse richtig einordnen zu können: Die Mannschaft von Diego Simeone war in der spanischen Primera Division in den vergangenen acht Jahren nur einmal schlechter als Dritter (4. in der Saison 2019/20) und gilt in der vergangenen Dekade als erster Herausforderer von Real Madrid und Barcelona. Aktuell hat Atlético die beiden Großmächte auf nationalem Terrain sogar überflügelt, mit acht Siegen aus zehn Spielen und einem fulminanten Torverhältnis von 21:2 führen die „Colchoneros“ die Liga an.

Salzburg spielt, Atlético trifft

Unter diesen Gesichtspunkten war der Spielverlauf umso bemerkenswerter. Salzburg startete fulminant, Berisha traf schon in der zweiten Minuten die Stange. Die Schlagzahl blieb hoch. Koita (11./15.) tauchte zwei Mal gefährlich vor dem Tor auf, ließ sich in der ersten Szene den Bruchteil einer Sekunden zu lang Zeit, beim zweiten Versuch brachte er zu wenig Druck hinter den Ball. Auch Szoboslzai stellte sich bei Schlussmann Oblak vor (16.), Salzburg hatte Spaniens Nummer eins spielerisch fest im Griff.

Erst nach knapp 20 Minuten schaffte es Atlético, diese Partie zu beruhigen, wurde durch Llorente (24.) erstmals in der Offensive aktiv. Die besseren Chancen hatte weiterhin Salzburg: Nach einem Eckball der Gäste konterte die Marsch-Elf überfallsartig, Daka hätte den Gegenstoß mit einem Tor krönen können, entschied sich aber für einen Haken im Strafraum – es war ein Haken zu viel, der Schuss wurde geblockt (30.).

Salzburg verabsäumte es wie schon so oft in der Champions League, sich zu belohnen, servierte Atlético nach einer groben Nachlässigkeit von Wöber im Strafraum sogar die große Möglichkeit zur Führung – Stankovic rettete gegen Llorente (33.). Aus dem Spiel heraus und ohne Fehler wie von Wöber wurde Atlético nicht torgefährlich, insofern passte es ins Bild, dass eine Standardsituation Salzburg aus seinen Träumen riss. Nach einem Freistoß setzte sich Hermoso gegen einige Salzburger Köpfe durch – 0:1 (39.).

Österreichs Meister hatte in Halbzeit zwei genügend Chancen, um dieses Spiel noch zu drehen. Kristensen (47.), Szoboszlai (49.), Daka (56.) und Mwepu (77.) versuchten sich, aber in genau solchen Momenten vermisste Salzburg einen kaltschnäuzigen Torjäger, wie es in der Vorsaison noch Erling Haaland gewesen war. Speziell Szoboszlai, der immer wieder mit Großklubs in Verbindung gebracht wird, hätte in der 49. Minute nach einem herrlichen Antritt und alleinstehend vor Oblak treffen müssen. Als die Salzburger alles nach vorn warfen, besiegelte Carrasco (86.) im Konter deren Champions-League-Aus.

("Die Presse", Printausgabe 10.11.2020)

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