Jubiläum. Heute vor 150 Jahren wurde in Brünn Adolf Loos geboren. Ausstellungen in MAK und Wienbibliothek würdigen das. Sein Image hat sich mittlerweile vom radikalen Architektur-Neuerer zum pädophilen Gesellschaftsschreck gewandelt.
Adolf Loos hätte es gehasst: In sein in der MAK-Moderne-Sammlung aufgebautes Herrenzimmer für Gustav und Marie Turnowsky, die Schwester von Karl Kraus, wurde im Rahmen der neuen MAK-Schiene „Frech und Frei!“ „interveniert“, in gedämpfte englische Klub-Atmosphäre ein schwarz-weiß gestreiftes, extrem ungemütlich wirkendes Ruhebett von Designer Patrick Rampelotto geknallt.
„Josephine“ heißt es, und wenige Schritte weiter, in der Sonderausstellung zu Loos' 150. Geburtstag (heute, 10. Dezember), wird einem die Absicht erst deutlich – es ist das Möbel gewordene „Haus für Josephine Baker“, dieser feuchte Bautraum des Architekten, der von der Erotik der Nackttänzerin derart begeistert war, dass er ihr eine Behausung erdachte, völlig ungefragt: ein schwarz-weiß gestreiftes Haus in Paris, mit Turm, vor allem aber mit Indoor-Schwimmbad; von den öffentlichen Klub-Räumen aus konnte man gar den begnadeten Körper beim Vorbeischwimmen betrachten. Der (nackte) Frauenkörper am Serviertablett, ähnlich dem weißen, von Kunstfellteppichen umbrandeten Bettaltar, den Loos der ersten seiner jungen Frauen, Lina, bereitete.