EZB öffnet Geldschleusen weiter

Deutschland, Frankfurt, 23.01.2020 Pressekonferenz der EZB Foto: Praesidentin Christine Lagarde Pressekonferenz der EZB
Deutschland, Frankfurt, 23.01.2020 Pressekonferenz der EZB Foto: Praesidentin Christine Lagarde Pressekonferenz der EZBimago images/sepp spiegl
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Die Zentralbank der Eurozone hat am Donnerstag entschieden, ihr Anleihenkaufprogramm weiter auszudehnen. Die bei Null Prozent liegenden Leitzinsen blieben unverändert.

Die Europäische Zentralbank (EZB) öffnet aufgrund der Corona-Pandemie die bereits weit geöffneten Geldschleusen erneut ein Stück mehr: Das EZB-Notkaufprogramm für Staatsanleihen und Wertpapiere von Unternehmen wird um 500 Milliarden Euro auf 1,85 Billionen Euro ausgeweitet, wie die Notenbank am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Die Laufzeit des Programms wird zudem bis mindestens März 2022 verlängert. Der Leitzins belässt die EZB unverändert bei 0,0 Prozent, der Einlagenzins für Banken bleibt ebenfalls unverändert bei minus 0,5 Prozent.

Derzeit kauft die Zentralbank jeden Monat um beinahe 100 Milliarden Euro Wertpapiere am Kapitalmarkt auf. Da sich darunter vor allem Bonds befinden, die von den Staaten ausgegeben wurden, sorgt die EZB dafür, dass die Zinsen für die Staatsverschuldung fallen. Wie der heimische Fiskalrat am Mittwoch mitgeteilt hat, wird Österreich heuer trotz eines Anstiegs der Staatschulden um beinahe 40 Milliarden Euro um 0,4 Milliarden Euro weniger an Zinsen zahlen müssen.

Zentralbank im Krisenmodus

Erst im Juni hatte die Notenbank das Volumen des im März aufgelegten, besonders flexiblen Kaufprogramms PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) auf 1,35 Billionen Euro fast verdoppelt. Die Wertpapierkäufe helfen Staaten wie Unternehmen: Sie müssen für ihre Papiere nicht so hohe Zinsen bieten, wenn eine Zentralbank als großer Käufer am Markt auftritt.

Nach der Ratssitzung im Oktober hatten die Währungshüter keinen Zweifel daran gelassen, dass sie noch einmal nachlegen wollen. "Selbst wenn sich die zweite Welle des Virus als weniger heftig erweist als die erste, stellt sie keine geringere Gefahr für die Wirtschaft dar", sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde jüngst. Die Französin betonte: "Die EZB war in der erste Welle da und wird auch in der zweiten Welle da sein."

Das Coronavirus hatte sich zuletzt wieder massiv ausgebreitet. In vielen Ländern des Euroraums wurde das öffentliche Leben erneut eingeschränkt. Nach der Erholung in den Sommermonaten wächst die Sorge um die Konjunktur. "Die Eurozone braucht frische Unterstützung, um durch den zweiten Lockdown zu kommen und im kommenden Jahr mit einer Erholung zu starten", sagte ING-Deutschland-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.

Kaufprogramme laufen seit 2015

Hauptziel der EZB ist ein ausgewogenes Preisniveau bei einer mittelfristigen Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent im gemeinsamen Währungsraum. Dieser Zielwert wird seit Jahren verfehlt. Im November lag die Inflationsrate im Euroraum bei minus 0,3 Prozent.

Europas Währungshüter sind daher seit Jahren im Anti-Krisen-Modus. Die seit März 2015 mit Unterbrechung laufenden anderen Kaufprogramme der Notenbank für Anleihen haben mit etwas über drei Billionen Euro Ende November bereits ein gewaltiges Volumen erreicht.

Die EZB hat eine umfassende Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie auf den Weg gebracht. Die Notenbank will dabei ihre Formulierung von Preisstabilität ebenso unter die Lupe nehmen wie das geldpolitische Instrumentarium und ihre gesamte Kommunikation. Dabei geht es auch um Fragen, welche Folgen beispielsweise der Klimawandel oder Ungleichheit für das Ziel der Preisstabilität haben können.

(APA/Red.)

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