Interview

Heulende Kamikaze-Drohnen und die Angst, nirgendwo sicher zu sein

An der Front in Berg-Karabach. Armenische Kämpfer wurden immer wieder aus der Luft mit Drohnen angegriffen.
An der Front in Berg-Karabach. Armenische Kämpfer wurden immer wieder aus der Luft mit Drohnen angegriffen.REUTERS
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Militärexperte Franz-Stefan Gady erklärt, wie die Türkei in Berg-Karabach und Libyen zum Sieg ihrer Verbündeten beitrug und welche Rolle Kampfdrohnen spielen.

Die Presse: Als ich während der Kämpfe 2019 aus Libyens Hauptstadt Tripolis berichtete, sorgte dort eine neue Waffe für Angst: Drohnen. Die Milizionäre, mit denen ich unterwegs war, fürchteten die unbemannten Flugkörper, die über ihnen lauerten und plötzlich präzise zuschlugen. Auch in Berg-Karabach wurden nun Drohnen massiv eingesetzt. Tauchen diese erschreckenden Waffen nun auch zunehmend in solchen Regionalkonflikten auf?

Franz-Stefan Gady: Beim Einsatz von Drohnen in Konflikten wie Libyen oder Berg-Karabach spielte die psychologische Wirkung eine enorme Rolle. Drohnen vermitteln einem Gegner, dass er nirgendwo sicher ist. In Berg-Karabach waren die Drohneneinsätze zugleich ein wichtiges Propagandainstrument. Aserbaidschan hat Videoaufnahmen davon gezeigt, wie Drohnen armenische Fahrzeuge und Stellungen zerstört haben. Damit erzielte es eine Überlegenheit im Informationsraum – so wie die USA mit den ersten Aufnahmen präziser Luftschläge im Golfkrieg 1991. Dazu kommen noch die taktischen Vorteile.


Wie zum Beispiel?

In Idlib in Syrien etwa griffen die türkischen Streitkräfte mit Drohnen Ziele an, die sie mit ihren F-16-Kampfflugzeugen nicht treffen konnten. Weil die Drohnen länger im Einsatzraum bleiben, sich Zielen langsamer nähern und dann präziser zuschlagen konnten. In Libyen oder Berg-Karabach wurden Drohnen nicht nur an der Front eingesetzt, sondern auch dahinter, etwa um Nachschub zu unterbinden. Drohnen sind wichtiger geworden, aber sie sind nicht kriegsentscheidend.

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