Kolumne zum Tag

Zehn Tipps, wie Sie schön und zufrieden werden

Puzzlelegen gehörte auch zu den guten Tipps für mehr Gelassenheit.
Puzzlelegen gehörte auch zu den guten Tipps für mehr Gelassenheit.(c) imago/CHROMORANGE
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Die Tipps, wie man gut durch eine Krise kommt, liest man mit ähnlicher Begeisterung wie die zehn Übungen für die perfekte Bikinifigur.

Das ist ja alles keine Hexerei. Ein paar Ausfallschritte hier, ein paar Achtsamkeitsübungen dort, und schon surfen wir auf der höchsten Welle. Nun ist das größte Ärgernis bei guten Ratschlägen aber, dass sie nicht nur gelesen, sondern auch umgesetzt werden sollen, und zwar öfter als einmal. Also hätte man täglich zehn Kniebeugen gemacht und abends fünf Dinge aufgeschrieben, die schön waren, dann wäre man nicht nur nicht um das mittlerweile statistisch belegte Coronakilo (ein Durchschnittswert) schwerer, sondern auch gelassener.

Aber auch beim Puzzle fehlt immer ein Teil (außer es ist neu gekauft, aber sogar dann), und es ist jedes Mal bis zum Schluss wieder spannend, ob es sich vielleicht einmal ausgeht, aber nein. Puzzlelegen gehörte übrigens auch zu den guten Tipps für mehr Gelassenheit, aber das fehlende Teil war dann doch sehr ärgerlich. Natürlich schmeißt man ein 1000-Teile-Puzzle nicht weg, nur weil ein Stückchen blauer Himmel fehlt, aber eigentlich sollte man es tun. Es wird nie mehr auftauchen. Es liegt längst in einem kleinen Behälter, wo andere herrenlose Einzelteile gelandet sind, Schrauben, Spielfiguren, Knöpfe, Füllfederkappen.

Inbusschlüssel haben sich auch viele angesammelt, das lässt auf eine lange Beziehung mit Ikea schließen. Richtig betrübt hat einen das nun gemacht, die Nachricht, dass der Katalog eingestellt wird, den Hellmuth Karasek einmal einen „möblierten Roman“ genannt hat. Der Literaturkritiker war von Ikea dafür angeheuert worden, den Katalog zu rezensieren.

Das Lässige, das man mit dem Möbelhaus verbindet, hatte viel mit den dargestellten Lebenswelten zu tun, die nicht perfekt waren, aber sympathisch, und auch mit der eigenen Unzulänglichkeit erreichbar schienen. Wann hat man zuletzt im Katalog geblättert? Er wird dennoch fehlen, als Teil einer alten Welt.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2020)

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