Lockdown

„Immer trister“: Burgtheater bleibt im Jänner geschlossen

(c) APA/GEORG HOCHMUTH
  • Drucken

Direktor Martin Kušej sagt, er könne den Betrieb frühestens Ende Jänner wieder hochfahren. Sieben Premieren stehen bereit.

Ob – und unter welchen Bedingungen – tatsächlich ab 7. Jänner wieder Kulturveranstaltungen stattfinden dürfen, ist offen. Das Burgtheater jedenfalls werde dann „wahrscheinlich nicht öffnen“: Er brauche vier bis sechs Wochen, um den Betrieb wieder hochzufahren, sagte Burg-Direktor Martin Kušej am Donnerstag bei einem Pressegespräch. Er wartet nun auf das Ergebnis der „Zwischenevaluierung“, die die Regierung für nächste Woche angekündigt hat. Eine Öffnung Anfang Jänner gehe sich aber auch bei grünem Licht durch die Politik nicht mehr aus. Ende Jänner – das sei der früheste Termin, von dem er derzeit ausgehen könne, meint Kušej. Im Hinblick auf deutsche Theater, die bekundet hätten, auch im Februar noch geschlossen zu halten, plädiert er für „einen moderat ausgelegten Zeitraum“.

Die lange Vorlaufzeit sei mitunter nötig, weil für Wiederaufnahme-Proben Regisseure erneut ins Haus kommen müssen, die schon anderswo arbeiten. Auch der Kartenvertrieb brauche seine Zeit. Genug zu zeigen gäbe es jedenfalls: Fünf fertige Produktionen seien in der Pipeline, zwei weitere werden gerade geprobt – ergibt sieben Premieren, die ab der Wiedereröffnung „hinausgeschossen“ werden können. Kušej betont: „Wir jammern nicht. Wir arbeiten auf Voll-Power, fast auf Anschlag, bis zur fiktiven Generalprobe – und das zum fünften Mal.“

Seine Frustration über die ständige Ungewissheit verbirgt der Theaterdirektor nicht. Seit eineinhalb Jahren sei er jetzt im Amt, den Großteil davon im Ausnahmezustand. Die Internationalität, zu der er das Burgtheater führen wollte, könne er so nicht erreichen. „Aktuell macht sich Traurigkeit breit, weil das so endlos erscheint. Optimismus hat sich nie bewahrheitet. Wenn wir ehrlich sind, gehen wir in immer tristere Zeiten hinein.“ Auch bei seinen Kollegen wachse die Verzweiflung. Dazu komme das Risiko, dass sich beim Proben nicht jeder Kontakt vermeiden lässt. „Da fragt man sich als Direktor: Wie lang kann man das verantworten?“ Was die Infektionszahlen angeht, habe er bisher Glück gehabt: Von 5300 durchgeführten Tests in der Belegschaft waren 28 positiv, fünf davon im Ensemble.

Streaming nur im Notfall

Sollte der Zustand noch lang andauern, schließt Kušej nicht aus, Vorstellungen für Livestreams oder TV-Übertragungen aufzuzeichnen, wie es die Wiener Opernhäuser schon machen. Ein „befriedigender Ersatz“ sei das jedoch nicht. Inzwischen wird eine Produktion vorbereitet, die die Grenzen der physischen Präsenz direkt thematisiert: In „Die Maschine in mir“ vom irischen Regie-Duo Dead Centre erkundet Ensemble-Schauspieler Michael Maertens auf der Bühne des Akademietheaters den Transhumanismus und die Sehnsucht nach ewigem Leben. Das Publikum, das via Livestream dabei ist, wird im Saal durch Tablets ersetzt, für die es vorab Videos aufnehmen muss. Premiere ist am Silvesterabend. (kanu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.