Mobilität

Bewegungsdaten zeigen: Österreicher sind der Einschränkungen müde

Fabry/Die Presse
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Anonyme Mobildaten lassen eine sinkende Bereitschaft erkennen, Kontakte über eine längere Zeit zu reduzieren. Die Österreicher bewegen sich bereits wieder so wie im „Soft-Lockdown“ Anfang November.

Der Weg der vergangenen Wochen vom weichen in den harten Lockdown und dann wieder in den de facto erneuten "Soft-Lockdown" lässt sich eindrücklich am Mobilitätsverhalten der Österreicher ablesen. In den vergangenen ersten Einkaufstagen zeigte sich nun zwar ein deutlicher, aber nicht überschießender Anstieg in den Mobilfunk-Bewegungsdaten. Von den Mobilitätsreduktionen im Frühjahr ist man im Herbst jedenfalls deutlich entfernt, erklärten Experten.

In den Analysen anonymisierter Daten zu den durchschnittlich in Österreich zurückgelegten Wegen im ersten Lockdown vor dem Sommer war ein regelrechtes Absacken bei der Mobilität österreichweit zu erkennen. Anhand der Informationen darüber, welche Mobiltelefone sich über die SIM-Karte über den Tag verteilt an welchen Handymasten einwählen, schrumpfte die Gruppe jener Bürger, die mehr als einen Kilometer am Tag zurücklegten, von um die 73 Prozent auf rund 45 Prozent. Das ergaben laufende Auswertungen auf Basis von Informationen des Telekomunternehmens A1 durch das Spin-off der Technischen Universität (TU) Graz, Invenium.

Nachdem sich dieses Bild im Sommer annähernd wieder den langjährigen Normalwerten annäherte, gab es mit dem weichen Lockdown ab 3. November einen merklichen Rückgang auf um die 63 Prozent und darüber bei dieser Mobilitätsgruppe. Dann ging es am ersten Tag des harten Lockdowns (17. November) auf rund 56 Prozent hinunter.

Schon in den letzten Lockdown-Tagen verzeichnete man allerdings wieder "einen leichten Anstieg", so Mario Mayerthaler von A1 und Michael Cik von Invenium. Die Werte von Montag, Dienstag und Mittwoch dieser Woche entsprechen nun "fast der Soft-Lockdown-Zeit", mit über 65 Prozent in der Gruppe der "mobilen Personen", so die Experten, die seit Beginn der Coronakrise Informationen an Behörden liefern.

Österreicher sind müde

Bereits in den Phasen verstärkter Kontaktreduktion selbst sei anhand augenfälliger Mobilitätssteigerungen eine gewisse "Müdigkeit" in der Bevölkerung, sich über längere Zeiten sehr stark einzuschränken, zu erkennen, so Cik. Das dürfte sich auch jetzt wieder zeigen, denn am Mittwoch (9. Dezember) lag man mit 68 Prozent bereits etwas höher als im Soft-Lockdown-Schnitt, erklärte der Verkehrswissenschafter: "Ich bin auch gespannt, wie es jetzt in den weiteren Dezembertagen weiter geht."

Zumindest für die ersten, potenziell harten Weihnachtseinkaufstage lasse sich unter dem nunmehrigen Quasi-Soft-Lockdown erkennen, dass der befürchtete totale Ansturm auf einige Shoppingmeilen ausgeblieben ist - auch wenn sich das mit der subjektiven Wahrnehmung da und dort vielleicht nicht deckt, wie Mayerthaler einräumte. Auf der Wiener Mariahilfer Straße, am Stephansplatz und Graben bzw. den Innenstädten Innsbrucks oder Salzburgs verzeichnete man am Dienstag und Mittwoch zwar wieder reges Treiben, das Personenaufkommen lag aber lediglich bei etwa der Hälfte vergleichbarer Weihnachts-Einkaufstage im vergangenen Jahr.

Ausgangsbeschränkung klar sichtbar

Das liegt auch daran, dass die Verweiloptionen an Punschständen und in der Gastronomie so nicht gegeben sind, gegen Abend die Ausgangsbeschränkungen ab 20.00 Uhr klar sichtbar werden und die Touristen fehlen. Der Peak liegt damit durchgehend um Mittag und frühen Nachmittag. Insgesamt könne man sagen, dass die Menschen weniger die Einkaufsstraßen, sondern eher Einkaufszentren stark frequentieren, so Cik.

Insgesamt orte man einen gewissen "Gewöhnungseffekt". Vom kompletten Herunterfahren des Landes sei man auch angesichts der Mobilitätsdaten weit entfernt. Das nun weniger große Einbremsen des Kontaktgeschehens spiegle sich eben auch in den weniger stark sinkenden Fallzahlen wieder. Der zeitversetzte Zusammenhang zwischen den Bewegungsdaten und den Infektionsdaten ist laut Cik insgesamt im Pandemie-Verlauf erstaunlich groß. "Die Frage wird sein, ob die aktuelle Mobilität ausreicht, um die Fallzahlen pro futuro zu drücken", so Mayerthaler auch mit Blick in Richtung der Weihnachtsfeiertage.

(APA)

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