Streamingtipps

Familienfilme für einen kitschfreien Advent

Familienfreundliche Filme für die Feiertage müssen nicht funkeln und triefen vor Kitsch und Seligkeit: Wir empfehlen fünf Meisterwerke, die gar nicht weihnachtlich sind und dennoch perfekt in diese Zeit passen.

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Der Verzicht auf Christkindlmärkte und Verwandtschaftsbesuche erschwert heuer auch den Genuss von Weihnachtsfilmklassikern. Kaum etwas könnte drastischer die Abwesenheit farbenfroher Lichterketten und schrulliger Großeltern vor Augen führen als die Bebilderungen vollzähliger Zusammenkünfte am Punschstand oder vor dem Tannenbaum. Wir empfehlen deshalb kunterbunte und von fantastischen Fabelwesen bevölkerte Familienfilme, die nicht zur Weihnachtszeit spielen, aber eine weihnachtliche Botschaft vermitteln.

Paddington

Von Paul King, 2014
Zu sehen auf Amazon

„Paddington“ erzählt eine Flüchtlingsgeschichte, die zu Barmherzigkeit und Fremdenliebe anhält. Ein sprechender Bär, dessen Heimat in Peru zerstört wurde, reist illegal nach London ein und findet Unterschlupf bei einer Familie, die sich von seiner Unkenntnis britischer Manieren entsetzt zeigt, aber ihre Skepsis allmählich überwindet. Außerdem begegnet das (CGI-generierte) Geschöpf einem Zeitzeugen der Kindertransporte (Jim Broadbent) und wird von der diabolischen Urenkelin (Nicole Kidman) eines Naturforschers aus der Zeit des Empires verfolgt. Trotz feiner Anspielungen auf ernste Themen spart die angenehm unsentimentale Kinderbuchverfilmung nicht mit lustigen Slapstick-Einlagen.

The Muppet Movie

Von James Frawley, 1979
Zu sehen auf Disney+

In ihrem allerersten Leinwand-Auftritt lässt sich das Zusammenkommen der Muppets – vor ihrer Karriere als Showstars – bestaunen. Das vom Geist der Hippie-Ära durchströmte Road Movie zeigt sie als freigeistige Herumtreiber, frustrierte Tagelöhner und brotlose Künstler, die von Kermit der Reihe nach von der Straße aufgelesen werden. Bald ergeben die kauzigen Eigenheiten und individuellen Talente der Gruppe eine unschlagbare Einheit, die habgierige Hinterwäldler in die Flucht schlägt und am Ende sogar Hollywood erobert. Ein herrlicher Anarcho-Spaß über gelingende Gemeinschaftsbildung!

Familie Willoughby

Von Kris Pearn, 2020
Zu sehen auf Netflix

Netflix gelang letztes Jahr mit der Weihnachtsfarce „Klaus“ ein Achtungserfolg im Disney-dominierten Computeranimationsfilmbereich. Heuer legt der Streamingdienst mit „Familie Willoughby“ nach, einer Posse über vier vernachlässigte Kinder mit pinken Wollfadenfrisuren, die ihre Rabeneltern durch eine List auf Weltreise schicken und anschließend der ernstgemeinten Zuneigung ihrer herzensguten Nanny (im Original gesprochen von Maya Rudolph) misstrauen. Der Balanceakt, den diese schwarzhumorige Komödie in ihrer Kritik an elterlicher Gefühlskälte zwischen Satire, Klamauk und Psychohorror wagt, gelingt nicht immer, aber nötigt Bewunderung ab.

Kikis kleiner Lieferservice

Von Hayao Miyazaki, 1989
Zu sehen auf Netflix

Der Japaner Hayao Miyazaki, Gründer des legendären Studio Ghibli (u. a. „Mein Nachbar Totoro“, „Chihiros Reise ins Zauberland“, alles ebenfalls auf Netflix), ist für seine bildgewaltigen Zeichentrick-Epen mit metaphysischem Tiefgang bekannt. „Kikis kleiner Lieferservice“ ist die Ausnahme. Nur die detailreiche Darstellung von allem, was flattert und fliegt, ist dieselbe; die visuelle und erzählerische Gestaltung aber ungleich simpler und dezenter. Gerade dadurch erzeugt das Märchen über eine 13-jährige Hexe, die von ihren Eltern auf Initiationsreise in die Stadt geschickt wird, aber wahre Wonneschauer. Das Alltägliche scheint verzaubert und das Erhabene ist nur eine Route von A nach B, wenn das resolute Liefermädchen zur Job-Erledigung auf einem Besen durch enge Häuserschluchten und offene Wolkenmeere schwebt. Ein Traum!

Das Geheimnis von Kells

Von Tomm Moore und Nora Twomey, 2009
Zu sehen auf Amazon

Gerade startete „Wolfwalkers“ auf Apple TV+, ein Märchen über ein Mädchen im 17. Jahrhundert, das mit Wölfen kommunizieren kann. Ein Ereignis in der Welt des Animationsfilms: Seit seinem Debüt, „Das Geheimnis von Kells“, gilt der irische Zeichentrick-Regisseur Tomm Moore nämlich als Meister europäischer Cartoon-Kunst und wird nicht selten in einem Atemzug mit Hayao Miyazaki oder dem frühen Walt Disney genannt.

Die Geschichte um einen jungen Klosterschüler, der zur Zeit des Frühmittelalters in einer Festungsanlage für Geistliche lebt, orientiert sich in ihrem zweidimensionalen Look an der damaligen Malerei ohne Zentralperspektive und ist voll von ornamental gestalteten Details, die den verschnörkelten Handschriften und Illustrationen vor der Erfindung des Buchdrucks nachempfunden sind. Die historisch fundierte Ästhetik spiegelt zugleich die Erzählung wider: Um das magische Schriftwerk eines greisen Buchmalers zu vollenden, muss der elternlose Held gegen das Verbot seines strengen Onkels verstoßen und den angrenzenden Wald betreten, wo ihn ein Naturgeist auf den Kampf gegen einen keltischen Unterweltgott einschwört. Nicht nur für Kunsthistoriker atemberaubend!

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