Interview

Michael Niavarani: "Mit Nestroy ein Bier trinken!"

Jan Frankl
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Der Bühnen-Star huldigt seinem Vorbild mit einem Buch (plus CD). Johann Nestroy war für ihn der erste Solo-Kabarettist: „Er hat mit der Sprache jongliert.“

Stimmt es tatsächlich, wie Sie in Ihrem neuen Buch schreiben, dass Johann Nestroy Sie mit seinen Possen von der Schule weggebracht hat?Erfolgte der verfrühte Abgang nicht doch wegen einer Liebesgeschichte?

Michael Niavarani:
Die Initialzündung war der Nestroy. Die Deutschlehrerin hatte mir zuvor die Hauptrolle in einem Nestroy-Stück gegeben. Dieser Text hat mich wahnsinnig beeindruckt. Ich habe mir sofort die Gesamtausgabe besorgt und fast alle seine Stücke gelesen. Er hat mich dann indirekt von der Schule weggebracht, weil ich ans Graumann Theater gekommen bin und dort ein paar Stücke gespielt habe. Da habe ich noch das Gymnasium besucht. Damals gab es zwar noch nicht den Begriff Burnout, doch in weiser Voraussicht habe ich bereits geahnt, was das bedeutet. Also hab ich die Doppelbelastung abgestellt. Beides gleichzeitig ging nicht. So beschloss ich, Schauspieler zu werden.

Gibt es Nestroy-Stücke, die Sie schlecht finden? Und was ist Ihr Lieblingsstück?

Er hat viele Stücke geschrieben, die keine Erfolge waren und rasch abgesetzt werden mussten. Aber selbst im schlechtesten Stück gibt es mindestens fünf Pointen, die genial, mindestens zwei Szenen, die einmalig sind. Wenn er zum Beispiel jemanden einen Engländer beschimpfen lässt, mit den Worten „Geh‘ zurück auf deine drei Inseln, du Godsavethekingerer!“ dann glaubt man fast, er kommentiert den Brexit. Seine besten Stücke zu nennen, ist schwer, aber zu meinen Favoriten zählen „Höllenangst“, „Der Zerrissene“ und „Das Mädel aus der Vorstadt“.

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