Staatsanleihen

Südeuropa refinanziert sich rekordniedrig

Die Staatsschulden ufern wegen der Coronapandemie europaweit aus.
Die Staatsschulden ufern wegen der Coronapandemie europaweit aus. APA/AFP/OSCAR DEL POZO
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Die Rendite spanischer Anleihen fiel erstmals unter Null Prozent.

Wien. Es mag auf den ersten Blick ein wenig paradox erscheinen: Die Staatsschulden ufern wegen der Coronapandemie europaweit aus. Und trotzdem sind die Finanzierungskosten günstig wie nie.

Das zeigt ein Blick auf die Staatsanleihenrenditen, die nach der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank am Donnerstag teilweise auf ein Rekordtief fielen. Vor allem jene im Süden Europas. So ist die Rendite der zehnjährigen Anleihen Spaniens am Ende der Woche erstmals in der Geschichte unter die Marke von null Prozent gefallen. Auf Minus 0,004 Prozent. Auch bei Portugals zehnjährigen Papieren steht inzwischen ein Minus davor.

Selbst Italiens Renditen befinden sich mit Plus 0,5 Prozent auf einem Allzeittief. Dabei ist die Staatsschuldenquote des Landes hoch wie nie. Mitte der 90er-Jahre zahlte Italien noch rund 13 Prozent Zinsen, wenn es sich auf den Finanzmärkten verschulden wollte. Bei Spanien waren es einst zwölf Prozent.

Geschuldet ist das der Europäischen Zentralbank. Sie hat in ihrer letzten Zinssitzung in diesem Jahr ihre Anleihekäufe noch einmal deutlich ausgeweitet. Ihr Krisenprogramm PEPP wird nun nicht nur bis März 2022 verlängert, sondern auch um 500 Mrd. Euro auf 1,85 Billionen Euro erhöht. Laut Ökonom Friedrich Heinemann vom ZEW sind die Staatsanleihekäufe der Euro-Zentralbanken „inzwischen ganz einseitig auf wenige Hochschuldenländer ausgerichtet“. Die EZB orientiert sich bei ihrem Notprogramm zwar am Kapitalschlüssel der Staaten an der EZB. Abweichungen sind aber erlaubt – und hängen auch vom Stress an den Finanzmärkten ab. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2020)

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