Mein Samstag

Zum Einschlafen ein Podcast

 Was für ein Jahr!
Was für ein Jahr!(c) imago images/Panthermedia (AntonioGuillem via www.imago-images.de)
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Wie schnell doch die Zeit vergeht! Hätte ich normalerweise vielleicht geschrieben – tatsächlich aber ist dieses Jahr in Zeitlupe unterwegs gewesen, finden Sie nicht auch?

Nur jetzt, da Weihnachten doch naht, kommt die saisonübliche Besorgungshektik auf. Und das, obwohl wir vom sonstigen Vorweihnacht-Pflichtprogramm das meiste – Punschtrinken mit den alten Kindergartenfreunden, Punschtrinken mit den alten Volksschulfreunden, Punschtrinken mit meinen (noch älteren) Freunden – gar nicht absolvieren konnten. Gebacken haben wir heuer auch noch nicht weiß Gott was, nur Windgebäck. Ästhetisch geht da zwar noch mehr, aber geschmacklich ist es 1a.

Dass ich schon so jahresendmäßig schreibe, liegt daran, dass mir der Streaming-Dienst Spotify meinen persönlichen Jahresrückblick zugeschickt hat. Also was ich wann wie oft gehört habe. Und da war das Ergebnis durchaus interessant: Unter den Top fünf meiner meistgehörten Lieder befindet sich nämlich nur eines, das ich tatsächlich gehört habe. Die anderen vier stammen offenbar vom Kind, als es sich mit mir noch den Spotify-Account geteilt hat. So habe ich nebenbei erfahren, dass das Kind viel Justin Timberlake gehört hat. Und noch ein paar Musikerinnen, die ich gar nicht kenne. Mein Podcast-Ranking führt aber einer an, der tatsächlich mich beschallt hat: der „Einschlafen-Podcast“. Da erzählt ein Mann namens Tobi bewusst fad aus seinem Alltag, damit man beim Zuhören gut einschlafen kann. Bei mir hat das so gut funktioniert, dass ich keine einzige Folge zu Ende gehört habe. Angeblich liest er zum Schluss für alle, denen seine Erzählungen über den Kaufpreis seines Kaffees noch nicht ermüdend genug waren, noch aus Kants oder Rilkes Werken vor (die Armen!). Wenn man will, kann man den Einschlafen-Podcast auch als Jahresrückblick nachhören. Im Jänner war Tobi zum Beispiel beruflich in Kalifornien. Ich nicht. Was ich da gemacht habe, weiß ich gar nicht mehr. Oder fällt Ihnen etwas ein, was in Ihrem Leben 2020 vor Corona passiert ist? Mir auch nicht. Was für ein Jahr! In diesem Sinne: Einen ruhigen dritten Advent!

E-Mails an:mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.12.2020)

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