Gegengift

Fisch ist fast so schlimm wie Haggis

Speisenfolgen können höchst politisch sein. Besonders gilt das für Inselvölker.

Der exklusiv anglophile Fanklub Tina (There is no alternative) in der Europaabteilung des „Gegengifts“ glaubt zu wissen, warum die Briten sich zum Brexit genötigt fühlen: Sie mögen kein kontinentales Essen. Zu exotisch, fett, unbekannt. Da wirkte es bereits wie die Besiegelung des Austritts, als Premier Boris Johnson jüngst beim Dinner mit der EU-Kommissionspräsidentin gedünsteten Steinbutt, Püree, Wasabi und Muscheln serviert bekam. Eine Henkersmahlzeit! Erfahrene Gastgeber wissen, wie sensibel Gerichte mit Meeresgetier sind. Ebenso gut hätte Ursula von der Leyen Pfälzer Saumagen oder Haggis anbieten können.

Fisch ist hochpolitisch. Pescetarier erinnern sich gut an den 8. Jänner 1992: Beim Staatsbankett in der Residenz des japanischen Ministerpräsidenten Kichi Miazawa für US-Präsident George H. W. Bush sackte dieser im Beisein von 135 Spitzendiplomaten vor dem dritten Gang zusammen und übergab sich im Schoß des Gastgebers. Ehefrau Barbara und der Geheimdienst eilten zu Hilfe. Aber das Gesicht hatte man da längst verloren. Und die Ursache? Akute Gastroenteritis, sagten die Ärzte. Dabei kann es doch nur Sashimi gewesen sein! Die Republikaner haben sich von diesem Schwächeanfall nie mehr richtig erholt.

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