Best-of

Wie die Pop-Welt die Corona-Pandemie verarbeitet

Musik ist die Kunstform, die am schnellsten auf die Gegenwart reagieren kann. So wurde auch das Coronavirus zuerst in der Popmusik verarbeitet, ältere Songs bekamen durch die Krise neue Bedeutung. Ein Best-of des Pandemie-Pops von den Rolling Stones und Dua Lipa bis zu den Tiger Lillies und Comedian Oliver Polak. Plus Podcast.

Für gewöhnlich ist es die (Pop-)Musik, die schnell auf Ereignisse in der Gegenwart Bezug nimmt, jedenfalls schneller als Theater oder Film. Kein Wunder, dass 2020 noch keinen Covid-19-Blockbuster, aber viele Popsongs hervorgebracht hat, die Quarantäne und Social Distancing mehr oder weniger originell verarbeiten. Gefolgt von Büchern: Christopher Just, einst DJ, heute Autor, schrieb im ersten Lockdown das Buch für den zweiten, sein skurriler dritter Roman „Der Moddetektiv besiegt Corona“ (Milena) ist soeben erschienen und bislang noch einer der wenigen fiktionalen Stoffe, die Bezug auf Covid-19 nehmen. Anders ist das im Pop. Da ist dieses Jahr generell viel erschienen – weil Konzerte und Touren abgesagt wurden, blieb Musikern nur der Weg ins Studio – und einiges mit Pandemie-Bezug entstanden. Der eine große Covid-Hit blieb aus, viel Uninspiriertes war dabei, von den Ärzten bis zu Silbermond. Ein paar Hör-Empfehlungen zum Pandemie-Pop.

Rolling Stones: „Living in a Ghost Town“

Entfremdung und Verstörung sind von jeher Themen der gehobenen Popmusik, einer Unterhaltungsmusik, die nicht vordergründig unterhalten will. Die Thematisierung individueller, sozialer oder politischer Verstörung passiert im Pop seit den späten Sechzigerjahren. Zuletzt sind Lieder, in denen Gesellschaftliches fokussiert wurde, rar geworden. Auch, weil das Geldverdienen mit Songs durch Streaming und illegales Copying schwieriger geworden ist. Ein globales Phänomen wie die Coronapandemie hat indes u. a. auch den Reflex des Aufbegehrens zumindest bei jenen ausgelöst, die sich früher schon einmal die Revolte gestattet haben. Bei den Rolling Stones etwa. Im 58. Jahr seit ihrer Gründung, in einer Phase, in der sie mehrere Jahre für einen neuen eigenen Song braucht, legte die britische Band im April ihre Single „Living in a Ghost Town“ vor. Ein herrlich trockener Beat, ein scharfes Gitarrenriff und der giftige Gesang Mick Jaggers machten den Song zum vielleicht stärksten künstlerischen Statement ihrer späten Jahre.

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