Coronavirus

Harter Lockdown in Deutschland ab Mittwoch beschlossen

Das Brandenburger Tor in Berlin w�hrend des Lockdowns am 05.11.2020 *** The Brandenburg Gate in Berlin during the lockdo
Das Brandenburger Tor in Berlin w�hrend des Lockdowns am 05.11.2020 *** The Brandenburg Gate in Berlin during the lockdo(c) imago images/STPP (via www.imago-images.de)
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Bundeskanzlerin Merkel und die Länder haben eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen ab Mittwoch beschlossen. Der Handel wird bis 10. Jänner schließen.

Deutschland steht angesichts anhaltend hoher Corona-Infektionszahlen vor einem harten Lockdown direkt vor Weihnachten. Bund und Ländern haben am Sonntagvormittag den Entschluss gefasst, ab Mittwoch, den 16. Dezember die Corona-Maßnahmen massiv zu verstärken. Das Treffen zwischen Bund und Ländern war kurzfristig einberufen worden, weil die bisherigen weniger strengen Maßnahmen nicht die erhoffte Trendwende bei den Infektionszahlen gebracht hatten.

Das öffentliche Leben in Deutschland wird von 16. Dezember bis 10. Jänner drastisch heruntergefahren. Der Einzelhandel mit Ausnahme der Geschäfte für den täglichen Bedarf muss schließen. Das teilte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntag nach den Beratungen mit den Ministerpräsidenten mit.

„Zum Handeln gewzungen"

Der seit Anfang November geltende Teil-Lockdown habe "nicht gereicht", sagte die Regierungschefin in Berlin. Die Verschärfung der Maßnahmen habe Auswirkungen auf die Feiertage. Aber: "Wir sind zum Handeln gezwungen und handeln jetzt auch.“ Das exponentielle Wachstum der Corona-Neuinfektionen habe eine Zeit lang gestoppt werden können, sagte Merkel. Dann habe es aber eine "Seitwärtsbewegung" gegeben, und seit einigen Tagen gebe es wieder ein exponentielles Wachstum.

imago images/Jochen Tack

Ausgangssperre in Bayern

"Corona ist außer Kontrolle geraten", warnte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. "Die Lage ist eigentlich fünf vor zwölf." Deswegen habe man keine halben Sachen mehr machen wollen. Ab Mittwoch gelte ein "Lockdown für alle", sagte Bayerns Ministerpräsident.

Söder kündigte zudem für Bayern strikte nächtliche Ausgangsbeschränkungen an. Bisher habe man eine Ausgangssperre von 21.00 bis 5.00 Uhr in Hotspots mit einer Inzidenz von über 200 umgesetzt - da das Land nun aber insgesamt über diesem Wert liege, werde man das jetzt "für ganz Bayern machen", sagte Söder am Sonntag nach telefonischen Beratungen von Bund und Ländern in Berlin.

Weihnachtsregel gelockert

Von der Geschäftsschließung ausgenommen sind nach dem Beschluss von Bund und Ländern unter anderem der Einzelhandel für Lebensmittel, Abhol- und Lieferdienste, Apotheken und Banken und Sparkassen.

Für Weihnachten sollen nach dem Beschluss die strengen Regeln für private Kontakte - maximal fünf Personen aus maximal zwei Hausständen - gelockert werden. Vom 24. bis zum 26. Dezember sind demnach Treffen mit vier über den eigenen Hausstand hinausgehende Personen zuzüglich Kinder im Alter bis 14 Jahre aus dem engsten Familienkreis zulässig.

Neun Monate nach dem ersten Corona-Lockdown an Kindergärten und Schulen sollen die meisten Einrichtungen nun ebenfalls überall in Deutschland geschlossen oder nur noch eingeschränkt betrieben werden. Merkel und die Ministerpräsidenten vereinbarten, dass Schüler und Kindergarten-Kinder spätestens ab Mittwoch für zunächst dreieinhalb Wochen zu Hause bleiben sollen.

An Silvester und Neujahr wird in Deutschland angesichts der sich ausbreitenden Corona-Pandemie ein bundesweites An- und Versammlungsverbot gelten. Zudem werde der Verkauf von Feuerwerk vor Silvester grundsätzlich verboten.

Höchststand am Freitag

Binnen eines Tages haben die Gesundheitsämter in Deutschland dem Robert Koch-Institut (RKI) 20.200 neue Corona-Infektionen übermittelt. Das geht aus Zahlen vom Sonntagmorgen hervor. Der Höchststand war am Freitag mit 29.875 gemeldeten Fällen erreicht worden. An Sonntagen sind die erfassten Fallzahlen meist niedriger, unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird. Am vergangenen Sonntag hatte die Zahl bei 17.767 gelegen.

Die Gesundheitsämter meldeten binnen eines Tages zudem 321 neue Todesfälle. Der bisherige Höchstwert von 598 Toten war ebenfalls am Freitag erreicht worden. In der Tendenz war die Zahl der täglichen Todesfälle zuletzt nach oben gegangen, was nach dem steilen Anstieg bei den Neuinfektionen erwartet wurde. Die Gesamtzahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 21.787.

Insgesamt zählt das Robert Koch-Institut seit Beginn der Pandemie 1.320.716 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2 in Deutschland (Stand: 13.12., 00.00 Uhr). Nach Schätzungen sind rund 967.900 Menschen inzwischen genesen.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht vom Freitag bei 1,11 (Vortag: 1,03). Das heißt, dass 100 Infizierte rechnerisch 111 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor acht bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab.

(APA)

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