Gedankenlese

Wie die Krise der islamischen Welt Europa in Mitleidenschaft zieht

Islamkenner analysieren Ursachen und Hintergründe der islamistischen Terrorwelle – und die lägen nicht in Europa.

Dresden, Conflans-Sainte-Honorine bei Paris, Nizza, Wien: Wie in einer Kettenreaktion wurden Teile Europas im Herbst von islamistischer Gewalt heimgesucht. Der Schock in Österreich war besonders groß, weil man sich hierzulande zu lang in der falschen Sicherheit wähnte, aus historischen und neutralitätspolitischen Gründen ja eh keinen Schauplatz für islamistischen Terror abzugeben. Aber, so analysierte der deutsche Islamismus-Experte Guido Steinberg, der auch die Situation in Österreich gut kennt, in einem Interview mit dem „Spiegel“: Die Islamistenszene in Österreich sei aufgrund des ethnischen Hintergrunds der Dschihadisten, ihrer aus der Heimat mitgebrachten Gewalterfahrung und Verbindungen zur organisierten Kriminalität „sehr gefährlich“.

Steinberg fordert schon seit Langem, die religiöse Ideologie bei der Beurteilung des islamistischen Terrorismus ja nicht auszublenden oder kleinzureden, sondern: „It's the ideology, stupid“. Er widerspricht auch gängigen Thesen, wonach die Politik des Westens, der israelisch-palästinensische Konflikt oder mangelnde Integration Schuld am Aufstieg des islamistischen Terrorismus und an seinem Überschwappen nach Europa seien. Und er hält es für einen Trugschluss, dass die Terrorgefahr durch den Islamischen Staat wegen dessen Niederlagen in Irak und in Syrien gebannt sei: „Der IS ist in vielen Gegenden der Welt nach wie vor präsent, mit mehr als 10.000 Kämpfern. Und auch in Europa wirkt die Ideologie der Terrorgruppe weiter, wie die jüngste Anschlagswelle zeigt.“

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