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Musiksalon Nr. 36: Staatsopern-Premiere

Eine echte Staatsopern-Premiere gibt es am Montag abend: Erstmals spielt das Haus am Ring Hans Werner Henzes „Das verratene Meer". Die Begegnung lohnt sich auch für Avantgarde-Skeptiker. Im Musiksalon erfahren wir vorab mehr über den erfolgreichen Opernkomponisten.

Hans Werner Henze war neben Benjamin Britten - die nicht eindeutig zu rubrizierenden Minimalisten einmal beiseite gelassen - der erfolgreichste Opernkomponist nach 1945. Er wurde das, weil er lebenslang gegen den Stachel gelöckt hat.

Ein Portrait des unangepassten Komponisten hören Sie hier:

Sehnsucht nach Italien

Als Sohn eines überzeugten Nationalsozialisten ist Henze bald nach Kriegsende aus dem Wiederaufbau-Deutschland geflohen. Er fühlte sich in Italien weniger beengt und indoktriniert; nicht nur, aber auch in ästhetischen Fragen: Als Komponist suchte er zeitlebens einen Ausweg aus der Sackgasse der publikumsfernen „Moderne“. Wenn er Methoden wie Schönbergs Zwölftontechnik anwandte, dann stets mit einem Augenzwinkern - und immer mit spürbarer Theaterpranke. Henze konnte Stimmungen evozieren, eine dramatische Situation mit wenigen Strichen erfassen.

Sinn für den Schönklang

Das prädestinierte ihn fürs Musiktheater, dem er einige erfolgsträchtige Meisterwerke geschenkt hat, in Zusammenarbeit mit Ingeborg Bachmann etwa „Der junge Lord“ und „Der Prinz von Homburg“, mit Wystan H. Auden „Die Bassariden“ und „Elegie für junge Liebende“.

Selbst die Verwirrungen, in die ihn die Studenterevolte und das Engagement für die Linke zeitweilig gestürzt hatten, konnte Henze bald überwinden. Noch in späten Jahren schuf er, anknüpfend an seinen frühen „König Hirsch“ mit seiner „Upupa“ eine veritable Märchenoper, die bei den Salzburger Festspielen ihre triumphale Uraufführung erlebte.

Seine üppig orchestrierten, farbenreichen Partituren schichten in späten Jahren oft mehrere Klangebenen übereinander. Simon Rattle hat Henze einmal gefragt, welche dieser Ebenen an einer bestimmten Stelle denn die wichtigste sei, worauf der Komponist entgegnete: Das kann ich dir nicht sagen. Ich liebe sie alle ..

„Das verratene Meer“ live

Die Wiener Staatsoper streamt ihre Neuinszenierung des „Verratenen Meers“ am Montag ab 19 Uhr über Livestream auf play-wiener-staatsoper

am Dienstag sendet Ö1 die Aufzeichnung.

Musiksalon Nr. 35

Im Musiksalon hören wir zur Vorbereitung Ausschnitte aus

„Das verratene Meeer“ mit Yun Takahashi, Mari Midorikova und  dem Orchester von RAI Turin unter Gerd Albrecht (Orfeo)

„Der Prinz von Homburg“ mit dem Staatsorchester Stuttgart unter Cornelius Meister (Capriccio)

„Der junge Lord“ mit dem Ensemble der Deutschen Oper Berlin unter Christoph von Dohnányi (DG)

„Elegie für junge Liebende“ mit Dietrich Fischer-Dieskau unter Hans W. Henze (DG)

„König Hirsch“ mit dem Ensemble der Kunst-Universität Graz unter Wolfgang Schmid

und „Boulevard Solitude“ mit dem NDR Orchester unter Chirstopher Tainton (Wergo)

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