Turn-EM

Höck gewinnt EM-Silber an den Ringen

Vinzenz Höck
Vinzenz Höck(c) ÖFT/SCHREYER (Schreyer)
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Vinzenz Höck turnte in Mersin zu Österreichs erst zweitem Edelmetall nach 65 Jahren.

Mersin. Das Jahr 2020 wird Vinzenz Höck in besonderer Erinnerung bleiben, und das keinesfalls nur wegen der Coronapandemie, sondern mit höchst positiver Konnotation – auch für den gesamten österreichischen Turnsport. Schon Anfang Oktober schrieb der 24-Jährige beim Neustart der internationalen Wettkämpfe mit dem ersten rot-weiß-roten Weltcupsieg Geschichte, am Sonntag legte er bei den Europameisterschaften in Mersin nach. Nach dem erstmaligen Einzug ins Finale zeigte der Wahl-Innsbrucker eine fehlerfreie Kür an den Ringen.

Mit 14,800 Punkten musste er sich am Ende nur dem amtierenden türkischen Weltmeister İbrahim Çolak (15,000) geschlagen geben. Bronze ging an den ukrainischen Olympiadritten Ihor Radiwilow (14,766).
Es war eine Silbermedaille von historischer Dimension für Österreichs Turnsport: Höck sorgte für das erst zweite Edelmetall überhaupt und das erste in Silber. Zuvor hatte einzig Hans Sauter EM-Bronze gewonnen, 1955 auf dem Pauschenpferd, also vor einer halben Ewigkeit.

Nerven aus Stahl

„Mir fehlen die Worte. Neben Çolak und Radiwilow auf dem Podest zu stehen, ist der Wahnsinn. Ein Traum ist wahr geworden“, sagte Höck, der seine Leistung auf den Punkt genau abrief. „Ich müsste lügen, wenn ich sage, dass ich nicht nervös war. Aber ich habe meine Nerven im Griff behalten und meine beste Übung der Saison geturnt.“ Auch ÖFT-Sportdirektor Fabian Leimlehner geriet angesichts der Leistung ins Schwärmen: „Unfassbar. Das war eine Herkulesaufgabe.“ Insbesondere die mentale Stärke des Junioren-Europameisters von 2014 (ebenfalls der erste für Österreich) beeindruckte den Ex-Turner. „Vinzi hat Nerven aus Stahl.“

Höck begann das Kunstturnen als Bub in Graz, übersiedelte nach dem Schulabschluss nach Innsbruck, wo er seither trainiert. Der Kraftfaktor an den Ringen hat es dem Gesamtweltcup-Dritten des Vorjahres angetan. In seiner Freizeit genießt das 1,67-m-Muskelpaket (70 kg) die Zeit im Freien, in den Bergen oder – in normalen Jahren – beim Skifahren.
Einziger kleiner Wermutstropfen für Höck ist die Tatsache, dass diese Titelkämpfe in der Türkei nicht in die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2021 einfließen. Um die letzten zwei Tokio-Tickets für Europa wird 2021 erst bei der EM in Basel gekämpft, das komplexe Regulativ sieht die Qualifikation vornehmlich über den Mehrkampf und die Mannschaft vor. „Das ist wie wenn Lukas Weißhaidinger sich über den Zehnkampf qualifizieren müsste, damit er Diskus werfen kann“, hatte Höck vor der EM der „Presse“ erklärt. Als einzige ÖFT-Kunstturnerin ist bislang Elisa Hämmerle fix in Tokio dabei. Die 25-jährige Vorarlbergerin trainiert in den Niederlanden und greift am Donnerstag ins EM-Geschehen ein.

(red)

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