Rund zehn Prozent der Wiener ließen sich testen. Auch in anderen Bundesländern ist die Beteiligung gering. Der steirische Landeshauptmann, Hermann Schützenhöfer (ÖVP), befürwortet hingegen eine Impfpflicht.
Wien. Nur knapp über zehn Prozent haben sich in Wien bei der vom Bund veranlassten österreichweiten Massentestung auf eine Infektion mit dem Coronavirus testen lassen. In anderen Bundesländern sieht es zum Teil nicht viel besser aus – im Burgenland und in Kärnten lag die Beteiligung am Sonntag unter einem Fünftel der Gesamtbevölkerung. Medienberichten zufolge denkt der Bund über „Goodies“ bei zukünftigen Massentests nach, um mehr Leute in die Teststraßen zu locken.
Aus dem Gesundheitsministerium hieß es dazu am Sonntag, „Anreizsysteme“ würden geprüft. Laut „Kurier“ war von einer Belohnung von 50 Euro die Rede. „Österreich“ zitierte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) mit der Aussage, bei den nächsten Massentests ab 8. Jänner könnten sich Bewohner von Gebieten mit einer besonders hohen Sieben-Tages-Inzidenz von einer Quarantäne „freitesten“.
In Wien gingen hingegen am Sonntag die Massentestungen an drei Standorten zu Ende. Die auf zehn Tage ausgelegten Massentestungen wurden bis inklusive Samstag von 204.880 Menschen genutzt. Davon waren 676 Menschen positiv, das entspricht 0,33 Prozent der Ergebnisse. Den Sonntag mitgerechnet wird die Teilnahmequote bei rund zehn Prozent der Wiener Gesamtbevölkerung liegen. Die Testkapazitäten waren für bis zu 1,2 Millionen Menschen (oder 60 Prozent) ausgerichtet.
Geringe Teilnahme in Ländern
In Niederösterreich ließen sich bis inklusive Sonntag 467.702 Personen testen, was einer Teilnehmerquote von rund 30 Prozent entspricht. Als positiv stellten sich dabei 0,14 Prozent der Getesteten heraus. Auch im Burgenland liegt die Teilnehmerquote derzeit bei rund 19 Prozent (53.260 Personen), 0,11 Prozent der Tests fielen positiv aus.
In der Steiermark lag die Beteiligung bei rund 13 Prozent. Graz liegt mit einer Positivrate von 0,86 Prozent über jener des restlichen Bundeslandes (0,38 Prozent).
Nach dem Tiroler Vorstoß, die kostenlosen Antigentests dauerhaft anzubieten, will das nun auch Oberösterreich tun. Salzburg (wo die Beteiligung zwischen 25 und 30 Prozent lag) erwägt, die freiwilligen Tests zu verlängern. „Die Möglichkeit werden wir prüfen“, so ein Sprecher von Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP).
Der steirische Landeshauptmann, Hermann Schützenhöfer (ÖVP), hat hingegen die Debatte über eine Impfpflicht angeheizt und sich für eine solche ausgesprochen – wie auch für eine Maskenpflicht im Freien. Wie er in einem Interview am Sonntag mit dem ORF Steiermark sagte, möchte er beides ab Montag diskutieren.
Über die Maskenpflicht im Freien sowie ihre Geltungsbereiche sollen die Bundesländer je nach Infektionsgeschehen selbst entscheiden. „Ich habe am Montag meinen engeren Stab, gemeinsam mit dem Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang (SPÖ, Anm.), beieinander, um das zu besprechen. Ja, es gibt auch freie Plätze und Straßenzüge usw., wo es sinnvoll scheint, und was sinnvoll ist, soll man machen“, so Schützenhöfer. Auch eine Impfpflicht gelte es zu diskutieren: „Ich wäre für eine Impfpflicht im nächsten Jahr.“ Kritik kam von der FPÖ, aber auch vom Grazer Gesundheitsstadtrat, Robert Krotzer (KPÖ).
Peter Kaiser gegen Impfpflicht
Kärntens Landeshauptmann, Peter Kaiser (SPÖ), plädiert dagegen für Bewusstseinsbildung statt einer allgemeinen Impfpflicht. „Ich bin nach wie vor dafür, dass sich die Bevölkerung freiwillig für oder auch gegen eine Corona-Impfung entscheiden können soll.“ Damit diese Entscheidung möglichst objektiv sei, brauche es umfassende und transparente Information. Bei gewissen Berufsgruppen müssten Experten über eine Verpflichtung entscheiden, so Kaiser.
Die steirische Grünen-Klubobfrau, Sandra Krautwaschl, verwies darauf, dass die Bundesregierung eine Impfpflicht bereits ausgeschlossen habe. (APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2020)