Ausstellung

Textilkunst: Das sinnliche Wollen

Die brav aufgehäufte Wattebausch-Festung von Sheila Hicks in der großen MAK-Ausstellungshalle.
Die brav aufgehäufte Wattebausch-Festung von Sheila Hicks in der großen MAK-Ausstellungshalle.(c) MAK/G. Mayer
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Mit den prächtig monumentalen und subtilen kleinen Objekten aus Garn und Wolle von Sheila Hicks gelang dem MAK ein großer Wurf.

Oft erlebt die große MAK-Ausstellungshalle derart spektakuläre Inszenierungen, wie sie in der Direktion Peter Noevers gang und gäbe waren, nicht mehr. Erinnern wir uns doch an Anish Kapoor, der dort per Kanone Tonnen roten Lippenstifts an die Wand donnerte. Auch schon elf Jahre her. In etwa dort, wo das fettige Massaker damals von den Wänden troff, hat heute Sheila Hicks einen zärtlichen Wall warmfarbiger Pölster aufschlichten lassen, durch und durch pigmentierte Kunstfaser, im Zaum gehalten von Fischernetzen.

Die US-amerikanische, seit den Sechzigerjahren in Paris lebende Grande Dame der Textilkunst spart in ihrem Spätwerk nicht mit derlei großen Gesten. 2017 bei der Biennale Venedig etwa ließ sie den Besucherstrom am Ende des Arsenale-Parcours ähnlich behutsam an einen Staudamm aus purer Farbe, gebannt in dicken, weichen Ballen branden. Diese jüngsten, sehr braven Wattebausch-Installationen, auch bei Hicks Retrospektive im Centre Pompidou 2018 dabei, sind allerdings nicht ihre stärksten, wie man bei dieser ersten großen Einzelausstellung im deutschsprachigen Raum bestätigt sieht. Wobei man ihnen eine gewisse immersive Verlockung, sich ins Farbwolkenmeer hineinfallen zu lassen, auch nicht absprechen kann.

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