Nachruf

Otto Barić ist tot: Er war ein Vulkan an der Seitenlinie

Archivfoto von Otto Baric aus 2007
Archivfoto von Otto Baric aus 2007APA
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Kulttrainer „Otto Maximale“ verstarb mit 87 Jahren an den Folgen einer Covid-Erkrankung. Er wurde in Österreich mit drei Teams insgesamt sieben Mal Meister. Der Kroate war auch Teamchef, Motivationskünstler oder ein Zornpinkel. Er tat alles für seine Mannschaften.

Zagreb. Otto Barić, früher Trainer des österreichischen Nationalteams, sowie unter anderem Rapid, Sturm und Austria Salzburg, ist mit 87 Jahren am Coronavirus verstorben. Highlights seiner Karriere waren 1985 das Europacupfinale der Cupsieger mit Rapid (1:3 gegen Everton) sowie 1994 das Endspiel des Uefa Cup mit Austria Salzburg (zweimal 0:1 gegen Inter Mailand, Doppelstangen-Schuss Marquinho im Rückspiel).

Der in Zagreb aufgewachsene Barić wurde am 19. Juni 1933 in Kärnten geboren, die Verbindung zu Österreich hielt ein Leben lang. Nach seiner unauffälligen Fußballkarriere schlug er eine deutlich glanzvollere als Trainer ein. Barić war von April 1999 bis November 2001 Trainer der österreichischen Auswahl, sein Heimatland betreute er von 2002 bis 2004.

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In der österreichischen Bundesliga gewann Barić mit Wacker Innsbruck (1971, 1972), Rapid (1983, 1987, 1988) und Austria Salzburg (1994, 1995) insgesamt siebenmal den Meistertitel. Sein letztes Engagement als Cheftrainer war jenes als Teamchef der albanischen Nationalmannschaft, das 2007 zu Ende ging.

„Maximales“ Lebensmotto

Den österreichischen Fans wird Baric nicht zuletzt wegen seiner Interviews in Erinnerung bleiben. Er war nicht nur Fußballexperte, sondern auch Selbstvermarkter. Sein fast schon liebevoll gepflegtes "maximal" ("Ich brauche maximal willige und maximal ehrgeizige Nationalspieler") gerät zwar langsam in Vergessenheit, wurde in Achtziger- und Neunzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts unter heimischen Fans aber zum geflügelten Wort. Unvergessen bleiben auch seine Meister-Tänzchen mit dem damaligen Salzburg-Klubchef Rudolf Quehenberger.

SOCCER - Sky Talk
SOCCER - Sky Talk(c) GEPA pictures/ Mathias Mandl

Meinungsstark blieb Barić auch nach seinem Rückzug ins Privatleben, dem Fußball blieb er als gern gesehener und gehörter Gast in den kroatischen, aber auch österreichischen Medien treu. Nicht immer trafen seine markigen Kommentare freilich den Nerv der Zeit. Die diskriminierende Bemerkung in einer kroatischen Zeitschrift, er wolle keine Homosexuellen in seiner Mannschaft, brachte ihm 2007 eine Geldstrafe ein.

Otto Baric

*Juni 1933 in Eisenkappel, verheiratet mit Zdenka, ein Sohn (Otto Jr.)

Stationen als Spieler: 1948-1954 Dinamo Zagreb 1954-1960 Lok Zagreb 1960 Karriere-Ende wegen Gelbsucht

Größten Erfolge als Trainer: 8 Meistertitel (3 x Rapid, 2 x Austria Salzburg, 2 x Wacker Innsbruck, 1 x Croatia Zagreb). 5 Cupsiege (4 x Rapid, 1 x Croatia Zagreb). EM-Teilnahme 2004 mit Kroatien.

Europacup-Finale (Cupsieger) mit Rapid (1985, 1:3 gegen Everton). uefa-Cup-Finale mit Salzburg (1994; zwiaml 0:1 gegen Inter Mailand).

Die Pension genoss Barić in seiner kroatischen Heimat, lebte in Zagreb oder seinem Haus auf der kroatischen Insel Krk. Nach Österreich kam der Heurigen- und Theaterfreund sowie passionierte Mercedes SLK-Fahrer bis zuletzt immer wieder gern auf Besuch.

Der Maximale aus Eisenkappel

Rund 30 Jahre hat Barić Österreichs Fußballszene geprägt. Mit Erfolgen, Charisma und legendären Sagern.“ Geboren als Gastarbeiterkind im Kärntner Eisenkappel, aufgewachsen in Zagreb und an der Seitenlinie ein „Vulkan".

Unvergessen bleibt das Vordringen ins UEFA-Cup-Finale 1994 gegen Inter Mailand. Auf dem Weg dorthin waren die Salzburger sogar nach Wien ausgewandert - und sorgten im Happel-Stadion für ungeahnte Euphorie. Diese Austria war plötzlich Kult, Pfeifenberger, Konrad, Hütter - und Barić wurden landesweit verehrt. Die Partien gegen KSC und Eintracht Frankfurt sind unvergessen. Gegen die Eintracht jagte nicht nur Otto Konrad den finalen Elfmeter ins Netz, sondern lieferte sich auch Barić ein eigenes „Schauspiel“, einen verbalen Schlagabtausch mit dem Georgier Kachaber Zchadadse. Barić spuckte ihn sogar an. Die Rechtfertigung: "Er hat meine Mutter beleidigt!“ Deutschlands Boulevard hatte mit dem „Lama“ ebensowenig Verständnis wie die Uefa: der Kroate wurde für fünf Spiele gesperrt. Damit musste er beim Rückspiel in Frankfurt auf der Tribüne sitzen - und beim „Elfer-Thriller“ im Viertelfinale doppelt leiden.

APA/HERBERT NEUBAUER

Und: er war auch Österreichs Teamchef. „Schauen Sie“, sagte er immer wieder und holte dazu wild fuchtelnd mit seinen Armen aus, um seinen Worten noch mehr Bedeutung zu verleihen. 1999 setzte das ÖFB-Team auf seine Qualitäten, nur der Erfolg blieb aus. Nach 22 Partien und der verpassten WM-Qualifikation (auch er schlich in Valencias Mestalla-Stadion schwer geprügelt vom Platz, „er" verlor 2001 jedoch nur 0:4 und nicht 0:9) machte er Platz für Hans Krankl und übernahm - zum letzten Mal in Österreich - 2002 noch einmal im Frühjahr die Salzburger Austria. Besser lief es mit seinem Heimatland, das er immerhin zur EM 2004 führte, dort allerdings in der Gruppenphase ausschied.

(red)

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