Kulturtechnik

Putzen: Geschichten aus dem Besenkammerl

Sauber. Martin Hablesreiter und Sonja Stummerer spielen mit den "Bildern" des Putzens.
Sauber. Martin Hablesreiter und Sonja Stummerer spielen mit den "Bildern" des Putzens.(c) Daisuke Akita
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Das Buch "Putzen" kehrt Rituale, Bedeutungen und das Design einer Kulturtechnik hervor.

Das Hübsche taugt nichts. Das Praktische kann nicht gut ausschauen. Das Design des Alltags steckt voller Stereotype. Und voller kurzsichtiger Urteile. Vor allem auch in jener Welt, in der man so intensiv mit den Dingen lebt, dass man sie gar nicht mehr so sehr registriert, geschweige denn in Frage stellt: Die Welt des Alltags nämlich. Auch jene Objekte und Produkte nimmt man hin, die vor allem einen Zustand herstellen sollen: Sauberkeit. Der Weg dorthin, das Putzen, ist meist nur dann Thema, wenn es sich nicht mehr unter den Teppich kehren lässt. Dann öffnen sich das Besenkammerl, der Abstellraum, die Schranktür unter der Abwasch vulgo Spülbecken. Und nicht nur dorthin haben Martin Hablesreiter und Sonja Stummerer in den letzten Jahren neugierig geschaut, auch hinter die Türen der Wohnungen und Häuser. An einigen fremden hatten sie schon im Jahr 2015 geklopft, während eines Kunstprojekts beim Festival der Regionen in Ebensee.

Dafür kleideten sie sich so, als gingen sie auf einen Cocktailempfang. Gekommen waren sie aber zum Putzen. Hablesreiter machte sauber. Und Stummerer wollte alles wissen von den Bewohnern: Wie, wann und womit die Menschen putzen. Und natürlich: Wer dafür zuständig ist. Das war der Beginn der Recherche, die in diesem Herbst in einem Buch mündete: "Putzen. Eine Kulturtechnik", erschienen im Böhlau Verlag. "Wir haben bald erkannt, wie viele gesellschaftspolitische Themen darin stecken: Umweltschutz, Konsumzwang, Rollenverteilung, Patriarchat, Gesundheit", zählt Stummerer auf. Ein längerer Aufenthalt in Japan, vor vielen Jahren, hätte beiden geholfen, "von außen auf den eigenen Alltag zu schauen", sagt sie. Und zu entdecken, welchen Zwängen, Konventionen, Ritualen und Zuschreibungen die alltäglichen Dinge und scheinbar nebensächlichen Tätigkeiten unterworfen sind.

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