Jobtalk

„Ich kann Studierenden nur sagen: Habt keine Angst!“

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Experten, Jobeinsteiger und Studierenden diskutierten beim Uniport-JobTalk den (un-)freiwilligen Digitalisierungsschub. Ist er ein kurzfristiger Trend oder eine nachhaltige Veränderung?

Das Buzzword „Digitaliserung“ ist in aller Munde. Corona veränderte vieles. Neue Technologien wurden vorangetrieben und in den Unternehmen etabliert. Doch wie sieht Digitalisierung in der Realität aus? Was bedeutet das konkret für den Jobeinstieg? Uniport, das Karriereservice der Universität Wien, veranstaltete dazu einen JobTalk, in dem Experten, Berufseinsteiger und Studierende diese Fragen via Zoom diskutierten.

Am digitalen Podium begrüßte Moderator Michael Köttritsch (Ressortleitung Management & Karriere bei „Die Presse“) die Experten Renate Motschnig (Vizedekanin für Lehre der Fakultät für Informatik, Universität Wien), Fred Mahringer (Senior Director Human Resources & Internal Comms, A1), Jürgen Schatzmann (Technology Delivery Lead Assoc. Director, Accenture) und René Knapp (Vorstand HR & Marke, Uniqa) sowie die Jobeinsteiger Sebastian Mack (Experte Frontends & 3rd Party Apps, A1), Diana Vysoka (Software Engineering Associate, Accenture) und Maximilian Nowak (Digital Strategy & Solutions, Uniqa).

Die Diskussion begann mit einer Selbsteinschätzung: Wo befanden sich die jeweiligen Unternehmen auf einer Digitalisierungsskala und wie hat sich diese durch Corona verändert?

Digitalisierung ist für die teilnehmenden Unternehmen kein neues Thema. Insbesondere Accenture und A1 sind Vorreiter in diesem Bereich. Die Corona-Krise hat jedoch bewirkt, dass manche Bereiche „digital fitter“ geworden sind, wie beispielsweise auch die Lehre an der Universität Wien. „Die Vision von A1 lautet: „Wir digitalisieren Österreich!“ Das Thema Digitalisierung ist für uns nichts Neues. Die Corona-Krise hat jedoch eine Skalenverschiebung bewirkt. Wir haben gelernt, was noch alles möglich ist“, meinte etwa Fred Mahringer.

Home-Office

Insbesondere hat sich die Zusammenarbeit im Lockdown durch das Home-Office verändert. Dank einer internen Umfrage weiß A1, dass Home-Office unter den Mitarbeitenden grundsätzlich positiv aufgenommen wurde. Was jedoch fehlt, ist der persönliche Kontakt. Es wurden daher neue Formen aus der agilen Welt zur Kommunikation eingeführt, wie beispielsweise Daily Standup-Meetings. „Ziel wird es sein, das Beste aus beiden Welten zu verbinden und damit ein hybrides Modell auf Dauer einzuführen“, sagte Mahringer. Das Arbeiten im Home-Office hat bei Mitarbeiter*innen jedoch auch zu Verunsicherung geführt. Nach Jürgen Schatzmann ist klare Kommunikation in diesen Fällen besonders wichtig. Wissenslücken sind auch Teil der Kommunikation.

Flexible Arbeitszeiten

Das flexible Arbeiten war auch vor Corona ein wichtiges Thema. In allen Betrieben gab es auch davor flexible Arbeitszeitmodelle. Was sich jedoch verändert hat, ist die Akzeptanz und das Vertrauen zu Mitarbeitende. Umfragen unter Uniqa-Mitarbeitenden haben gezeigt, dass die Frage des flexiblen Arbeitens sehr individuell ist. Aus derselben Befragung ging auch hervor, wie wichtig Präsenztage im Büro sind, insbesondere für Ein-Personen-Haushalte, um einer Vereinsamung vorzubeugen.

Nicht nur flexible Arbeitszeiten, sondern auch flexible Arbeitsplätze

A1 führt zusätzlich zu den flexiblen Arbeitszeiten auch flexible Arbeitsplätze ein. Es wird zwischen dem „mobile based“ „office mix“ und „office based“ Modell unterschiedliche Anwesenheiten im Büro geben. „Bei Accenture selbst hatte ich nie einen fixen Arbeitsplatz. Mein Laptop ist in meinem Rucksack und das ist mein Arbeitsplatz“, sagte Schatzmann

Die Herausforderung wird sein, den richtigen Mix in der richtigen Lebensphase zu finden. Mitarbeitende mit Kindern haben andere Bedürfnisse als Einzelhaushalte. 

Interaktiver Meinungsaustausch

Die Debatte wurde regelmäßig durch Publikumsbefragungen ergänzt. Auf diese Weise konnten Stimmungen zu unterschiedlichen Aspekten des Digitalisierungsschubs abgefragt und anschließend mit in die Diskussion einfließen.

Berufseinstieg während Corona

Obwohl auch während der Krise Bewerbungsgespräche geführt und Anstellungen erfolgten, ist die Summe der Personalaufnahmen im Vergleich zum vorherigen Jahr geringer geworden. Je nach Ausbildung ist der Jobeinstieg schwieriger geworden. Es wird jedoch unbegrenzt nach „Fähigkeiten der Zukunft“ gesucht. Das betrifft etwa Bereiche in der IT, Daten, Security, meint René Knapp.

Bewerbungsprozesse

Alle Bewerbungsprozesse wurden digitalisiert und bleiben es auch. Nach einer anfänglichen Schockstarre im Recruiting, hat Fred Mahringer den Eindruck gewonnen, dass der Nachfrage nach Besetzung wieder einen Aufwind erfährt: „Es kommt eine neue Welle – jedoch im positiven Sinne. Und neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt!“

Gesuchte Fähigkeiten

„Ich kann Studierenden nur sagen: Habt keine Angst! Wenn ich als Abschlussjahr 2020 sehe, dann ziehe ich meinen Hut!“, sagte Schatzmann.

Es mag wohl sein, dass die Lehre im ersten Lockdown vor Herausforderungen stand, jedoch darf man nicht außer Acht lassen, welche zusätzlichen Skills sich Studierende während dieser Phase aneignen konnten: flexibel zu agieren, sich selbst zu managen, mit neuen, digitalen Tools zurecht zu kommen… Das sind Fähigkeiten, die im Berufsleben geschätzt werden. In der Bewerbung sollte man daher die Fähigkeiten, die man in der Krise erlernt hat, hervorheben.

Interaktive Diskussion

Neben zahlreichen, individuellen Fragen aus dem Publikum wurde die Diskussion regelmäßig durch kurze Umfragen im Publikum aufgelockert. Auf diese Weise konnten aktuelle Stimmungen des Publikums eingefangen und in die Live Debatte eingebaut werden. Abgefragt wurden beispielsweise Jobchancen am aktuellen Arbeitsplatz und online geführte Bewerbungsgespräche.

Realitätscheck: Wie hat sich die Arbeit durch Corona verändert?

Die Berufseinsteiger sind sich einig: die Tätigkeit der Arbeit an sich ist gleich geblieben. Die große Veränderung liegt in den zwischenmenschlichen Beziehungen am Arbeitsplatz, der Austausch und Teamspirit zwischen den Kolleg*innen.

Onboarding während eines Lockdowns

Sebastian Mack hatte seinen ersten Arbeitsplatz am Beginn des ersten Lockdowns. Wie kann eine Einführung in den neuen Arbeitsplatz ohne persönlichen Kontakt funktionieren? Der Berufseinsteiger wurde lediglich an seinem ersten Tag unter allen Schutzmaßnahmen persönlich empfangen und anschließend fand der Onboarding-Prozess im Rahmen eines „Buddy-Systems“ online statt. In der Krise merkt man erst, was noch alles möglich ist.

Bewerbungsgespräch: online vs. persönlich

Die Vorteile beim Online Bewerbungsgespräch überwiegen bei einem ersten Kennenlernen. Es ist ortsunabhängig und zeitsparend. Bei einer zweiten Runde, bei der man vielleicht mehr auf Soft Skills achtet, ist ein persönliches Bewerbungsgespräch ratsam.

Links:

www.uniport.at

Die Highlights der Veranstaltung, oder auch die gesamte Diskussion kann man ab 18.12. auf der Website von Uniport nachsehen. 

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