Leistbar

Zuhause ist eine Frage des Wohnkonzepts

diePresse Wienerberger Velreihung Mit Abstand by Akos Burg
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Mindestens 500 Euro für die Miete klingen erst einmal nach nicht so viel. Doch gilt das auch für Berufseinsteiger?

Was die Wohnsituation betrifft, ist Österreich noch das gelobte Land. Immerhin kann man sich das Wohnen bei uns noch leisten, dachte ich. Dann war ich selbst auf Wohnungssuche in Wien. Und bin so schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt worden, dass es fast wehtat. Es gibt, de facto, keine Wohnung unter 500 Euro Miete, wenn man mit akzeptabler Öffi-Anbindung und nicht im letzten Loch wohnen will.

500 Euro klingen erst einmal nach nicht so viel, sind aber für mich, die derzeit von einem Praktikantengehalt leben muss, unbezahlbar. Ohne elterliche Unterstützung wäre ich entweder obdachlos oder würde verhungern – wohnen und essen gehen sich nicht aus. Dass ich vielleicht nicht in der Kreativbranche tätig sein sollte, ist eine andere Frage. Dass das kollektivvertragliche Mindestgehalt in manchen Berufen angehoben werden müsste, auch.

Fakt ist, dass Wohnen immer teurer wird – und in keinem Verhältnis zum Einkommen eines Durchschnittsbürgers steht.

Was es braucht, sind zusätzliche Gemeindewohnungen. Und ein Umdenken bei den Voraussetzungen, die für solche Wohnungen erfüllt sein müssen. Zwei Jahre Hauptwohnsitz in Wien, bevor man eine Gemeindewohnung beantragen kann? Meiner Meinung nach ein Hindernis, das all jenen die Chance auf eine günstige Wohnung verwehrt, die aus einem anderen Bundesland nach Wien ziehen oder nach einem Auslandsaufenthalt nach Wien zurückkehren, so wie ich. Zusätzlich müssten Mietverträge in Gemeindewohnungen befristet und Menschen, die im Laufe der Zeit mehr verdienen, gezwungen sein, auszuziehen. Meiner Meinung nach sollte der Sinn von Gemeindewohnungen sein, einkommensschwachen Personen einen leistbaren Wohnraum zu bieten – und zwar nur, solang sie diesen benötigen, als kurzzeitige Lösung, und nicht als dauerhaftes günstiges Angebot.

Von dauerhaft ist bei mir aber ohnehin keine Rede. Ich bin ein Landei und werde es im Herzen immer bleiben. Auch wenn ich berufsbedingt einige Jahre in Wien verbringen werde – und mir in dieser Zeit eine leistbare Wohnung in der Stadt wünschen würde –, wirklich glücklich werde ich hier nicht.

Konservativ im Kaff

Zuhause ist ein Begriff, den ich nicht nur mit einem Ort, sondern vor allem mit einem Wohnkonzept verbinde. Zuhause, das ist ein Einfamilienhaus mit Garten, das ich mit meinem Partner und womöglich unseren Kindern teile, am Land, in einem Ort, wo man auch die Bewohner der Straße weiter noch kennt. Manche würden meine Vorstellungen wohl als altmodisch bezeichnen. Und Großstadtmenschen graut vermutlich vor dem Gedanken an das Leben auf dem Land. Aber das bin dann wohl ich: konservativ im Kaff.

Das Haus sollte durchschnittlich groß sein, rund 150 m2 Wohnfläche. Denn mehr Raum heißt auch mehr putzen – und höhere Kosten. Ich würde mir eine offene Bauweise wünschen, hell, viel Glas und ein Wohnzimmer, das fast nahtlos in die Natur übergeht. Das Haus soll Teil der Umwelt sein und diese so wenig wie möglich beeinflussen – nicht nur optisch, sondern auch energietechnisch.

Nachhaltigkeit ist für mich ein Grundprinzip – Möglichkeiten gibt es immerhin genug, von der Regenwasseraufbereitungsanlage bis hin zu Solarpanelen. Da ich ohnehin kein Haus finden werde, das meinen Vorstellungen entspricht, war für mich eigentlich immer schon klar, dass am Bauen kein Weg vorbeiführt. Die Kosten kann ich schwer abschätzen; von jungen „Häuslbauern“ weiß ich aber, dass man mit rund 300.000 bis 500.000 Euro rechnen muss. Wie ich das finanzieren werde? Keine Ahnung. Vermutlich über einen Wohnbaukredit. Oder die Eltern ums frühzeitige Erbe anpumpen?

Laura Theresa Graf ist 22 Jahre alt und kommt aus dem Südburgenland. Nach ihrem Bachelorabschluss in „Journalismus und Medienmanagement“ in Wien hat sie in England ein Masterstudium in Filmmaking absolviert. Mittlerweile arbeitet sie für eine Filmproduktionsfirma in Wien. Zu ihren Hobbys zählen Reisen, Lesen, Fotografieren und natürlich regelmäßige Kinobesuche.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2020)

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