Unterschlupf

Badewanne? Reine Verschwendung

diePresse Wienerberger Velreihung Mit Abstand by Akos Burg
diePresse Wienerberger Velreihung Mit Abstand by Akos Burg(c) AKOS BURG
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Die zukünftige Wohnung sollte vor allem eines sein, der Rückzugsort, zum Erholen. Sie sollte aber auch Platz für ein Geheimnis haben.

Ich stelle mir meine zukünftige Wohnung nicht sehr groß, aber auch nicht sehr klein, nicht sehr voll, aber auch nicht sehr leer vor. Als Erstes wäre es mir sehr wichtig, einen Garten zu besitzen. Einen kleinen, aber schönen Garten am kleinen, aber schönen Balkon meiner Wohnung. Diesen würde ich jeden Tag gießen und instand halten. Es sollte ein Garten werden, welcher alle Witterungsereignisse aushält. Ein Garten, der mir in jeder noch kommenden Viruskrise Unterschlupf bietet. Durch die großen Glastür, welche mir nachts eine gute Aussicht auf den sternenklaren Nachthimmel Wiens beschert, tritt man nun in die Wohnung ein und findet sich direkt in einem großen weißen Raum. Diesen fülle ich zur Linken mit einer Küche, einem großen Esstisch und sechs Stühlen, falls mich Gäste besuchen sollten.

Zur Rechten habe ich eine Couch mit einem kleinen Glastisch, einem warmen Wollteppich darunter und ein großes Michael-Jackson-Poster an der Wand, um die Leere zu füllen, welche die große Wand abgeben würde. Davor stünde mein Fernseher, welcher mir Unterhaltung bietet, wenn ich nach einem langweiligen Tag nach Hause komme und mich auf die Couch fallen lasse. Hinter dem Fernseher stände der Kratzbaum meiner Katze Lillie, welche mir jeden Tag erneut ein Lächeln aufs Gesicht zaubern würde. Wenn man es an ihrem wahrscheinlich ausgestreuten und von mir noch nicht wieder aufgeräumten Futternapf vorbei geschafft hat, kommt man in den Flur vor meiner Eingangstür, welche direkt ins Treppenhaus führt. Zu meiner Linken wäre eine Tür, welche in mein Schlafzimmer führt. In diesem gäbe es nichts Besonderes außer ein paar Schränken und einem großen Doppelbett mit einer riesigen Decke, welche so groß ist, dass ich nachts nicht erkennen könnte, wo ihr Anfang und ihr Ende wären. Diese würde mir im Winter Geborgenheit schenken, in heißen Sommernächten hingegen bestimmt eine echte Qual. Die nächste Tür führt in mein Badezimmer, welches genügend Platz für meine Dusche, eine Toilette, ein Waschbecken mit Spiegel dazu und eine Waschmaschine mit einem Trockner direkt daneben bieten soll. Eine Badewanne besitze ich nicht, da ich es als Wasserverschwendung sehe, eine zu benutzen.

Raum für die Zukunft

Die Tür daneben ist verschlossen. Sie war das schon immer und wird es auch immer bleiben. Ich kenne es auch nicht anders. Sie wird sich mir erst öffnen, wenn ich verschiedene Eigenschaften an mir ändere oder gar ablege. Sonst werde ich meine Chance verpassen und den Raum dahinter niemals zu Gesicht bekommen können.

Ich weiß nicht wie die Zukunft aussieht, daher weiß ich auch nicht, wie ich meinen Wohntraum finanzieren sollte, aber ich denke deshalb nennt man es doch auch so: einen Traum.

Ich bin Maximilian Hörlesberger, 17 Jahre alt, geboren in Illinois (USA), aufgewachsen im Bezirk Amstetten. Derzeit besuche ich die 7. Klasse des Sportzweiges im BG BRG Amstetten und zu meinen Hobbys zählen Sport und Motorradfahren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2020)

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